Pferdehimmel!?

Welche Verantwortung wir als Menschen für unsere domestizierten Freunde und Lieblingstiere tragen, wird immer schmerzlich bewußt, wenn es darum geht, wenn wir die Natur ersetzen und ein Tier von seinen quälenden Schmerzen befreien müssen.

Was ist der Hintergrund? Eine unserer Einstellerinnen hatte vor vielen Jahren eines unserer Pferde übernommen – aus Liebe zum Pferd, aus dem Gefühl vieler gemeinsamer Erlebnisse und dem Wunsch, genausoviel gemeinsam noch zu erleben. In unserer Welt ist das Pferd längst kaum noch nur Nutztier, die meisten Pferde gehören zur Familie und sind, wie Hund, Katze oder Papagei, Lieblinge ihrer Besitzer und haben in dieser Form längst gesellschaftlichen und familientherapeutische Aufgaben übernommen. Sie sind keine Gegenstände mehr, auch wenn unsere Rechtssprechung das anders sieht.

Wir als Menschen haben das Pferd domestiziert, wir als Menschen haben dem kranken und schwachen Pferd den natürlichen Feind entzogen, der es letztlich erlösen würde. Kein Pferd in der freien Natur siecht qualvoll längere Zeit dahin, die Natur hat ein Mittel gefunden, kranke und verletzte Tiere vor Siechtum und Qual zu schützen – das Raubtier, dass die Erlösung bringt. Wenn ein Tier nicht mehr kann, sondert es sich von der Herde ab, um diese nicht zu gefährden. Es versteckt sich, frisst nicht mehr viel und wankt in einen Gemütszustand, alles über sich ergehen zu lassen.

Das ist die Zeit der Raubtiere – da wir unserem geliebten Pferd diesen Erlöser genommen haben, bleibt es an uns, diese Rolle zu übernehmen. Wir haben die Verantwortung damit umzugehen. Selbstverständlich nutzen wir unsere menschlichen Möglichkeiten, ein Pferdeleben zu verlängern, ob das aber immer „tierisch“ ist, bleibt nicht zu selten zu hinterfragen. Denn irgendwann kommen die Momente, in denen immer klarer wird: dem Pferd geht es immer schlechter – es altert – es kränkelt – und schließlich wird es unheilbar krank. Keine Schmerztherapie und kein Drogencocktail können es schmerzfrei durch den Tag gehen lassen. Es will nicht mehr aufstehen, nur noch von Hunger oder Durst getrieben quält es sich von seinem Liegeplatz weg und aus der Herde hat es sich längst verabschiedet. Es gibt mal eine halbe Stunde am Tag, an dem es mit dem Lieblingskumpel zu spielen versucht, aber selbst das geht nicht mehr schmerzfrei.

Unserer Einstellerin wurde bewußt, daß eine schreckliche Entscheidung immer näher rückt. Eine Weile kann man dies vor sich her schieben – sie wußte aber auch, dass eine Lösung unausweichlich ist. Der Tierarzt sagte, es gibt keine medizinisch vernünftige Hilfe mehr – der Zeitpunkt war erreicht, dass das Pferd den Rest seines Lebens unter quälenden Schmerzen verbringen würde, bis es schließlich irgendwann kraftlos zusammenbricht und liegen bleibt.

Unsere Einstellerin hat mit viel Unterstützung die schwere Entscheidung gefällt, verantwortungsbewußt das Tier von den unheilbaren Schmerzen zu erlösen und in den Pferdehimmel gehen zu lassen – mag sich jeder seine eigene Welt um den Pferdehimmel aufbauen wie er will – auch wenn sie selbst unter den seelischen Schmerzen sehr gelitten hat und auch noch eine Weile daran darben wird. Pferde haben keinen seelischen Schmerz, nur realen Schmerz, den sie im hier und heute erdulden müssen. So hat sie gehandelt, und hier und heute geht es dem Pferd jetzt gut, denn es wird sich nie mehr quälen müssen.

Wir wünschen unserer Einstellerin, dass der seelische Schmerz bald vergeht und sie sich liebevoll um die anderen Pferde kümmern kann, die im hier und heute Familienmitglieder sind und das bekümmert werden geniessen wollen – schließlich haben sie eine Aufgabe, eine familientherapeutische Aufgabe!

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