Archiv der Kategorie: Eigener Hof

Luna – Der richtige Zeitpunkt

Vor ein paar Jahren übernahmen wir eine Ponystute, die als nicht reitbar galt. Sie war hyperaufgeregt, sobald man an ihr dran war, sprang von rechts nach links, versuchte sich los zu reißen. Kurz, sie vertraute nichts und niemandem. Von ihrer Geschichte wussten wir nur, dass sie irgendwo von einem Hinterhof gekauft wurde, und die neuen Besitzer sie auch nicht an Sattel und so weiter gewöhnen konnten. Sie wohl nach einer Ausbildungseinheit in der Klinik landete.

So begannen wir, sie erstmal an uns zu gewöhnen. Wir streichelten sie, sobald wir zufällig auf der Koppel neben ihr standen. Wir holten sie ab und an von der Koppel, um sie zu putzen und sie ein bisschen zu massieren. Als sie das über sich ergehen ließ, begannen wir mit der Bodenarbeit. Aber es war alles nicht entspannt. Eine schnelle Bewegung, ein umfallender Putzkasten oder ein flatternder Mantel, und Pony tobte um uns herum. An guten Tagen ließ sie sich satteln, an schlechten Tagen rannte sie einen schon beim von der Koppel holen um. Wir machten ein Join Up, aber Dominanz war ja nicht das Problem. Klug war sie außerdem, aber sie mochte nicht vertrauen.

So verging das erste Jahr, und wir steckten so ein bisschen auf.

Fortsetzung folgt!

Cahokia e.V – der etwas andere Reitverein

Waldkoppel ist fertig – Nachtrag zu #Pfeihnachten

Der #Pfeihnachtswunsch unserer Pferde erfüllte sich zum größten Teil in dieser Woche – die „Waldkoppel“ ist fertig und bezogen!

Was steckt dahinter? Der erste Part des Naturtrails steht, ein wesentlich naturbelassener Koppelteil im angrenzenden Waldstück bietet Abwechslung beim Bewegen, den Bodenbeschaffenheiten und verschiedenen Höhen und Tiefen. Es gibt zwischen dem „oberen“ und „unteren“ Abschnitt einen Höhenunterschied von 4-5 Metern – was im ersten Moment nicht  viel klingt, aber dennoch enorm nützlich ist.

Der Waldboden mit dem Wurzelwerk und kleinen, aus früheren Bauphasen entstandenen Rinnen im Boden erhöht ebenfalls die Aufmerksamkeit beim Laufen und fordert das „Füße-Heben“. Insgesamt wirken sich diese Bewegungsanfordungen auf die Beweglichkeit, den Muskelaufbau und insbesondere die Rückenarbeit aus. Das alles passiert schon ohne zusätzliche Baumassnahmen.

Trotzdem wurde das Gelände vor dem Pferdebesatz vorbereitet. In erster Linie waren dies drei Aufgaben. Erstens wurde die Zaunstrecke freigeräumt, so dass Weidezaun möglichst gerade und frei gestellt werden konnte. Zweitens erfolgte eine Prüfung des Bewuchses auf eventuelle Giftpflanzen – zum Glück gab es in diesem Punkt keine notwendigen Bereinigungen. Drittens entfernten wir alle scharfkantigen Restwurzelstücke, um Huf- bzw. Sehnenverletzungen ausschließen zu können. Manche Baumschnitte, die wir vorfanden, hatten messerscharfe Kanten und Spitzen, die uns unbehandelt zu gefährlich erschienen.

Nun nutzen die Pferde diesen Auslauf schon mehrere Tage und nehmen ihn gut an. In einem der nächsten Blogs berichten wir, welche Effekte wir beobachten können.

Natürlich sind noch Erweiterungen eines Aktivparcours vorgesehen, die außerhalb der Koppel als Übungshindernisse gebaut werden sollen – beispielsweise eine Wippe, Flatterbandhindernis oder eine Brücke udglm.

http://www.cahokia-reitverein.de

 

1. Folge Versicherungsfragen – Haftung bei Veranstaltungen

Liebe Reitsportfreunde,

mit meinem Blog möchte ich gern wertvolle Informationen zu verschiedenen Themen rund um die Reiterei zur Verfügung stellen. Den Schwerpunkt lege ich auf Themen, die nach meiner Erfahrung in Pferde- oder Reitblogs zu kurz kommen, jedoch für uns als Reiter und Pferdefreunde sehr wichtig sind oder werden können.

Das erste Thema der Reihe ordnet sich in die Rubrik „Versicherungsfragen“ ein.

 

Versicherungsschutz bei privatreiterlichen Veranstaltungen

Fragen an den Experten für Versicherungsthemen für Pferdehalter und Reiter Herrn Marc Schlichting, „ASSCON unabhängiger Versicherung- und Finanzservice – Andrea und Marc Schlichting“
Asscon Finanzconsulting
Asscon Finanzconsulting in Facebook

F(rage).: Herr Schlichting, viele Reitsportfreunde möchten gern gemeinsame Reiterlebnisse organisieren außerhalb oder neben den offiziellen sportlichen Turnierveranstaltungen oder ohne die Mitwirkung von Reitvereinen oder Betrieben. Gemeint sind die vielen privaten PferdebesitzerInnen und ReiterInnen, die sich als FreizeitreiterInnen mit ihren Pferden beschäftigen. Mir sind beispielsweise gemeinsame Ausritte, Reitertage, Schnitzeljagden, Orientierungsritte bekannt. Welche vergleichbaren Veranstaltungen sind Ihnen in Ihrer Berufspraxis noch begegnet?

A(ntwort).: Alle Sportarten, die auch im Verein ausgeübt werden, Betriebsfeiern, private Tanzveranstaltungen und Sommerfeste.

F.: Welche Richtlinie kann man anlegen, ob man eine gemeinsame Beschäftigung einzelner Reiter vorfindet oder eine organisierte Veranstaltung?

A.: Die Frage ist juristisch und versicherungstechnisch nicht pauschal zu beantworten. Es ist immer der jeweilige Einzelfall zu beurteilen. Entscheidend ist zum Bsp. inwiefern es sich um einen abgegrenzten Personenkreis handelt. Des weiteren entscheidet die „innere Verbundenheit“ der Teilnehmer zueinander darüber, ob es eine private oder schon öffentliche Veranstaltung ist. Lt. Urteil des OLG Frankfurt genügt ein gemeinsames Interesse oder gleichgerichtete Interessen, die die Teilnehmer zusammenkommen lassen, nicht um eine innere Verbundenheit zu bejahen. Dürfen zum Bsp. auch Angehörige teilnehmen, ist die innere Verbundenheit in der Regel nicht mehr gegeben und somit handelt es sich um eine öffentliche Veranstaltung.

F.: Nehmen wir die organisierten Veranstaltungen genauer unter die Lupe. Oft handelt es sich eine Veranstaltung, die eine Person oder eine Gruppe von Personen organisieren, andere Reiter einladen und dann gemeinsam durchführen – z.B. einen kleinen Reitertag mit kleinen Wettbewerben. Wer haftet bei diesen Veranstaltungen grundsätzlich in verschiedenen Schadenfällen – a. bei Selbstschädigung der teilnehmenden Reiter und Pferde?

A.: Schäden durch eigenes Verschulden sind in der Regel selbst zu tragen. Ggf. kann zudem der Veranstalter in Haftung genommen werden, wenn zum Bsp. ungeeignete Routen gewählt werden, Gerätschaften nicht verkehrssicher sind… etc.

F.: b. bei Schädigung anderer teilnehmender Reiter und Pferde?

A.: Prinzipiell haftet jeder Teilnehmer für den kausal verursachten Schaden.

F.: c. bei Schädigung fremder Personen, Zuschauer oder Helfer?

A.: Prinzipiell haftet jeder Teilnehmer für den kausal verursachten Schaden.

F.: Welche versicherungsrechtliche Wirkung haben sogenannte Haftungsausschlußerklärungen, die private Veranstalter von den Teilnehmern verlangen, um eventuelle Schadenansprüche ausschließlich an diese Teilnehmer abzuschieben?

A.: Solche pauschalen Haftungsausschlüsse sind kein 100%-iger Schutz vor Haftungsansprüchen. Gerade vor Regressforderungen der Sozialträger schützen diese pauschalen Haftungsausschlußerklärungen nicht. Aktuell habe ich gerade einen Fall, bei dem ein Pferd einer reiterfahrenen Person für eine Veranstaltung unentgeltlich überlassen wurde und es wurde ebenfalls eine komplette Haftungsfreistellung vereinbart. Die Reiterin stürzte und musste wegen Knochenbrüchen medizinisch behandelt werden – es war keine große Sache. Trotzdem bekam die Frau, die das Pferd als Freundschaftsdienst überlassen hatte, eine Regressforderung der Krankenkasse in Höhe von 9.500,- Euro. Es wurden nun Anwälte hinzugezogen und es ist unklar wie die Rechtslage letztendlich entschieden wird.

F.: Herr Schlichting, wie können sich Veranstalter und Teilnehmer privatorganisierter Veranstaltungen optimal absichern?

A.: Das geht zum Bsp. durch eine Veranstaltungshaftpflichtversicherung. Für kleinere Veranstaltungen kann man so recht preiswert die Eigenhaftung als Initiator einer Veranstaltung absichern.

F.: Noch eine Frage im Nachgang – was passiert im versicherungsrechtlichen Sinne, wenn sich an einer privat organisierten Veranstaltung – beispielsweise organisiert durch die Privateinsteller in einem Pferdepensionsbetrieb – der im gleichen Betrieb ansässige Reitverein an dieser Veranstaltung beteiligt? Oder welche Verantwortung übernimmt der Pensionsbetrieb, wenn dieser die Veranstaltung aktiv mitgestaltet? Ab wann geht die versicherungsrechtliche Verantwortung an den professionellen Reitbetrieb über?

A.: Ein Verein haftet nicht nur nach Verschulden, sondern auch aus der Gefährdungshaftung heraus. Ist ein Verein an der Planung und Ausführung beteiligt, haftet dieser für Schäden und Regressforderungen.

Besten Dank, Herr Schlichting, für die umfangreichen Antworten. Ich freue mich jetzt auf die Fragen der Leser und sicher werden wir das Gespräch zu diesem Thema nochmals aufnehmen!

Die Fragen stellte Reiner Oley – 1. Vorsitzender des Cahoka e.V. – der etwas andere Reitverein
Cahokia Homepage

Cahokia – Spezialitäten Teil „Film und Fernsehen“

Was macht Cahokia aus?

Eine mögliche Antwort lautet Flexibilität und Abenteuerlust! Immer wieder wagen sich die Cahokianer auch in die Randgebiete des klassischen Reitbetriebes und verbreiten ihre Philosophie der pferdefreundlichen Reiterei in neuen Kundenkreisen.

Bereits vor vielen Jahren drehten Studenten der Filmhochschule Babelsberg mit einer Schulklasse aus Berlin einen Kurzfilm als Thema einer Projektwoche. Die Schüler spielten eine Indianergeschichte, in der ein kleines Mädchen als Tochter des Häuptlings sich ihr Traumpferd wünschte – und mit viel List und Überredungskunst den Häuptling auch dazu überreden konnte. Ein kleiner Streifen, der auch heute noch viele emotionale Erinnerungen auslösen kann.

Reitinteressierte aus der Film und Fernsehbranche kamen des öfteren zu uns, um ihre Reitkünste für bestimmte Rollen aufzupolieren. Angenehm empfanden alle den wertschätzenden, den die Privatsphäre schützenden Umgang mit den Künstlern – die allerdings auch „pflegeleichter“ sind als je zu vermuten gewesen wäre. Die Hauptaufgabe besteht sicher in erster Linie im Reitunterricht – meist eine Auffrischung der Reiterfahrungen aus der Kindheit oder Jugend.

Der größte Spass auch für uns als Cahokianer besteht natürlich in der aktiven Teilnahme an Filmproduktionen jeglicher Art. Zwei schöne Beispiele sind bereits oder werden bald im Netz zu sehen sein. Eines ist ein Imagevideo der Band „Bonaparte“, die ein Pferderennen veranstaltete und den bandinternen Sieger suchte – mit viel Fun für die Zuschauer  und auch Teilnehmer.

Als jüngste Aktivität drehte eine Schauspielerin ein Promovideo zur Bewerbung für eine größere Produktion – natürlich halten wir nähere Details diskret zurück, bis eine Freigabe erfolgt. Wir hoffen aber auf eine baldige Übersendung des Demosamples.

Für Interessenten-Anfragen steht das Cahokia-Team sehr gern zur Verfügung – wir können sehr flexibel und kreativ Ideen umsetzen helfen.

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Mail: info@cahokia-reitschule.de
Mobil: 0163-2150527

 

Boxenhaltung – ein Fernsehbeitrag und unsere Erfahrungen dazu

Ein 3sat-Fernsehbeitrag bringt einige Aspekte sehr kurz, aber eindeutig auf den Punkt.

Die Boxenhaltung ist und bleibt für Pferde die untypischste Haltungsform, die es geben kann – sicher trifft das auch auf Elefanten, Gnus und Antilopen und viele andere Tierarten zu, aber die haben wir nunmal nicht so häufig als Lieblings-Familienanhang zu Hause – und die Folgen können dramatisch sein.

Die Statistiken, wie auch im Film erwähnt, sagen, daß ein Pferd durchaus auch mal 30 Jahre alt werden kann, manche älter und manche eben nicht-viele rassetypischen Aspekte spielen dabei eine gewisse Rolle. Die Erreichbarkeit eines so hohen Alters geschieht dabei unter Beaufsichtigung der Menschen und der gezielten Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden.

Die Boxenhaltung schneidet im Vergleich zur Offenstallhaltung statistisch gesehen katastrophal ab, sofern man von einer gleichbleibenden medizinischen Grundversorgung ausgeht. Dies besagt, vergleiche ich ein Pferd in der Box mit einem in Offenstallhaltung lebenden Pferd, wird letzteres im Durchschnitt durchaus 15-20 Jahre älter. Soweit die Statistik der Wissenschaft – und für die Betrachtung möchte ich durchaus bei den veröffentlichten Statistiken trauen, auch wenn gefühlt der eine oder andere Grund die Statistikaussagen verfälschen kann.

Was bedeutet es, daß Pferde in Boxenhaltung eine deutlich geringere Lebenserwartung haben als Offenstall-Pferde? Die Hauptursachen sind nach meiner Meinung in zwei Kategorien einzuteilen.

Erster Grund sind echte körperliche Auswirkungen insbesondere der mangelnden und sehr ungleichmäßigen Bewegung, verbunden mit atypischer Fütterung, Futteraufnahme und Verdauung. Alle wissen, ein Pferd ist darauf ausgelegt, ca. 16 Stunden täglich in gebückt-wandernder Haltung langsam durch die Graslandschaften zu wandern und kontinuierlich das Verdauungssystem mit Futternachschub zu versorgen. Der Bewegungsapparat, die Sinneswahrnehmung und die Verdauungsorgane selbst sind perfekt darauf eingerichtet. Was passiert in der Box? Logischerweise genau das Gegenteil, das Pferd bewegt sich kaum, frisst die Masse des Futters meist aus einem hochliegenden Trog und bekommt dieses dreimal täglich. Um es genau zu betrachten, nur ganz wenige Ställe versuchen, diesen Kreislauf zu durchbrechen durch einen kürzeren oder längeren Weideauslauf. Dabei kenne ich aber keine Statistik, wieviele Stunden Weidegang pro Tag wie vielen Jahren Lebenszeitgewinn entsprechen könnten.

Der zweite Grund sind psychosoziale Auswirkungen. Wieder der Sprung in die Natur, worauf ist ein Pferd optimal ausgelegt? EInmal natürlich auf Beschäftigung, Pferde sind aufmerksame, erlebnishungrige, die Umwelt registrierende Wesen und haben darauf ausgerichtete Denk- und Verhaltensmuster. Was passiert, wenn dieses Wesen von Umwelt und Verhaltensausübung abgeschnitten ist? Pferde reagieren mit Verhaltens- und Sozialstörungen. Sie suchen sich verhaltensuntypische, meist gesundheitsschädliche Beschäftigungen, um Kopf und Sinne in Bewegung zu halten. Sie erkunden nicht die Umgebung, sondern koppen und weben, um einfach Verbindungen zwischen Denk- und Bewegungsapparat am Leben zu erhalten. Die so entwickelten Zwangsneurosen sind meiner Meinung nach mit dem Überlebensdrang eines Fluchttieres zu begründen, denn nach wie vor suggerieren die Instinkte dem Pferd, scharfe Sinne zu behalten, die bei Gefahr das Pferd schnellstmöglich in Bewegung versetzen können. Dem Sicherheitsbedürfnis eines Pferdes angepasstes Sozialverhalten, sprich das Leben in einer Gruppe, die miteinander lernt, lebt, sich schützt und unterstützt, kann eine Boxenhaltung in keinster Weise entsprechen.

Das Fazit, die Boxenhaltung widerspricht sämtlichen körperlichen und psychosozialen Notwendigkeiten für eine gesunde Lebensform – das Pferd quittiert dies „natürlich“ mit einem schnelleren Ableben, da die Lebensreserven, die ihm am Anfang mitgegeben werden, viel schneller verbraucht sind als bei einem Pferd, dass in freier Natur nicht nur weniger Ressourcen vergeudet, sondern auch noch „nachtanken“ kann.

Unsere Erfahrungen belegen dies eindrucksvoll. In unserem Bestand gibt es auch einige Pferde, die aus einer reinen Boxenhaltung kommen und bereits deutlich mehr Lebensenergie verbraucht haben als die vergleichbaren Pferde aus unserer Offenstallhaltung. Ein Pferd lebt mit den Folgen der schlechten Luft eines engen, muffigen Stalles sowie einer Verhaltensstörung, das Pferd ist dämpfig und koppt. Ein anderes Pferd hat den hohen Sportbelastungen nur bedingt standhalten können. Die schnellen Wechsel zwischen absolutem Bewegungsmangel und geforderter Höchstleistung führten zu einer schweren Arthrose in den Hinterbeinen, daher ist die Stute heute unser „Ruhestands“-Pferd. Ihre Boxenaggression konnte sie glücklicherweise bereits nach wenigen Jahren Offenstallhaltung größtenteils ablegen. Es gibt nur noch wenige Situationen, die bestimmte Erinnerungen an die Boxenzeit und Überlastung antriggern und eine negative Reaktion hervorrufen – aber es ist kein Vergleich mehr zur Boxenzeit, als man ernsthaft überlegte, ein Schild anzubringen: „Bitte nicht nähern, Pferd beißt!“ und nur ganz wenige Menschen gefahrlos die Box misten konnten, ohne der Gefahr eines Trittes ausgesetzt zu sein. Ein drittes Beispiel für die Auswirkungen der Boxenhaltung zeigten sich bei unserem Traber, der trotz entgegengesetzter Beteuerungen keinerlei herdentaugliches Verhalten mitbrachte. Vom Grundtypus ein dominanterer Charakter, traute er sich am Anfang nicht an das Heu und wurde von der Herde komplett ausgestossen – es führte überhaupt kein Weg hinein, er drohte lieber verhungern zu wollen als sich in die Herde integrieren zu wollen. Als glücklicher Umstand erwies sich der Umzug auf ein anderes Gelände, was dem Traber die Chance gab, die Herdenunsicherheit und -neuausrichtung zu nutzen, sich in der Rangordnung nach oben zu kämpfen. Heute ist er dominant an vorderster Stelle in der Herde, zeigt aber auch hier mitunter überzogenes Sozialverhalten, indem er sich aus unbekanntem Grunde plötzlich ein Pferd aussucht, welches er mit großer und überzogener Vehemenz zurechtweisen und dominieren will und sämtliche Signale der Ergebenheit und des Zurückweichens des ausgesuchten Opfers ignoriert oder verkennt. Auf Deutsch: Er kriegt sich nicht ein! Auch dieses Verhalten, welches heute zum Glück nur noch selten auftritt und sich sehr einfach durch deutliche Mehrbeschäftigung korrigieren läßt, läßt sich auf mangelnde soziale Kontakte zurückführen. Am Anfang konnten wir ihn in solchen Situationen nur für eine Weile aus der Herde nehmen, dies ist heute nicht mehr notwendig.

Die beschriebenen Verhaltensstörungen, körperliche und psychosoziale, kennen wir von unseren Offenstallpferden nicht. Sowohl die aus Offenstallhaltung gekauften als auch die eigenen Nachzuchten, mittlerweile 31, verhalten sich deutlich näher am gewünschten natürlichen Verhalten, sofern man das beurteilen kann. Schließlich sind gerade in Mitteleuropa kaum noch Wildpferde unterwegs, und wie existierenden Wildpferde auf dieser Welt wurden noch nicht so intensiv untersucht, da man ja domestizierte Pferde vor der Nase hat.

Natürlich gibt es wie immer noch einige andere Aspekte, die bezüglich der Statistiken beachtet werden sollten, da sie diese sich mitunter verzerrend auswirken könnten. Im allgemeinen Verständnis gilt nach wie vor die Boxenhaltung als elitär, sauber und schön, woher auch immer dieses Veständnis herührt. Wer etwas auf sich hält und darstellen will – auch finanziell – stellt sein Pferd sehr oft in die Box, da ist es sauber, es wird sich gekümmert, das Futter kann nie zu teuer sein, die teure Ausrüstung kommt in sauberen Ställen und bei sauberen Pferden nicht zu schaden – man kann also immer damit prahlen. Außerdem wirkt für viele ein gesunder Heubauch deutlich unschöner als eine krankhaft angefressene Schlankheit bei „schönen“ Dressur- und Springpferden. Hier liegt noch vieles im Argen – umgedreht bedeutet es aber sehr oft auch, dass die Pferde medizinisch mehr versorgt werden, jede OP bezahlt werden kann und bezahlt wird – Pferde können mit Geld länger am Leben bleiben. Ein anderer Aspekt, der sehr oft zu Boxenhaltung führt, ist die Tatsache der Enge, gerade in den Ballungsräumen der Großstädte – es gäbe nie und nimmer ausreichende Flächen, um alle Boxenpferde artgerecht in Offenställen unterzubringen. Boxen sind sicher teuer, Ländereien in Großstadtnähe aber keineswegs billiger.

Ein nachteiliger Aspekt für die Lebenserwartung bei Pferden in Offenstallhaltung ergibt sich aus einem ganz anderen Zusammenhang. Den vielen, sehr guten und ambitioniert (und teuer) geführten Offenställen steht eine nicht geringe Zahl von armseligen Haltungen gegenüber. Dies resultiert daraus, daß eine Offenstallhaltung im Minimum der Anforderungen eine preiswerte Alternative sein kann und somit für viele finanzschwache Menschen die einzige Alternative zum Pferdebesitz ist. Leider geht dies oft damit einher, daß sich das Geldsparen in Versorgung und Fütterung, bei Ausbildung und medizinischer Betreuung fortsetzt. Dabei steht nicht die Offenstallhaltung selbst am Pranger, sondern die Unverantwortlichkeit von Pferdehaltern, der leider auch viele Pferde in Offenstallhaltung vorzeitig zum Opfer fallen.

Obwohl die Offenstallhaltung nachweislich die pferdegerechtere Haltungsform darstellt, gibt es noch viele Probleme zu lösen, bis vielleicht alle Pferde etwas davon haben.

Zuerst ist es eine Sache der Einstellung bei den Pferdehaltern: Pferdehaltung bedeutet Respekt und Achtung vor dem Tier und keine Selbstdarstellung oder Ersatz des eigenen Egos. Breite Schichten des Pferdewesens müssen näher zusammenrücken.

Die künstlichen Diskrepanzen zwischen Leistungssport- und Freizeitreiterei, zwischen Englischer, Western und allen anderen „Reitweisen“ sowie zwischen armen und reichen Pferdehaltern dürfen sich nicht über das Wohlbefinden des Pferdes ausstreiten.

Die althergebrachten politischen Richtlinien zwischen städtischer (gewerblicher) und landwirtschaftlicher Pferdehaltung müssen zwingend angepasst werden. Wir kennen selbst die schier unlösbare Konstellation, die einem normalverdienenden, nichtbäuerlichem Pferdehaltungsbetrieb entgegensteht, eine artgerechte Pferdehaltung in einem  wirtschaftlich lukrativen Einzugsgebiet zu betreiben. Die Vorschriften in Deutschland sind so eng gestrickt, daß im Ernstfall mindestens eines von 7 involvierten Ämtern immer „Nein“ sagen kann.

Mein Eindruck ist, daß gerade in Berlin die Pferdehaltung mit dem Bau des Berliner Flughafens vergleichbar ist: („Alle wollen so schnell und nah wie möglich abfliegen, aber keiner will den Flughafen“) – Alle wollen in unmittelbarer Nähe möglichst günstig und immer reiten, aber Pferde in der Nachbarschaft stören ungemein! Dies macht eine Offenstallhaltung sehr schwer, die baurechtlichen und gemeindesatzungsrechtlichen Bestimmungen lassen kaum Raum, während die gewerblichen Boxenställe „lediglich“ den viel weicheren veterinäramtsrechtlichen Bestimmungen folgen müssen – in der politischen Realität hat ein Bauamt deutlich mehr Macht als ein Veterinäramt. Wäre das umgekehrt, könnten sicher viel mehr verantwortlich geführte Offenställe überleben und den Pferden Gutes tun.

Quintessenz: Wem nützen die bewiesenen wissenschaftlichen Tatsachen in der praktischen Realität?

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IT-Management, Mittelstand und Stallbetreiber – Gemeinsamkeiten?!?!

Das Seminarprogramm des Oley IIV spiegelt die Erfahrungen des praktischen Wirkens am Markt wieder und diese Praxisnähe ist auch das Alleinstellungsmerkmal.

Ein Seminar wendet sich an Manager und Unternehmer im Mittelstand, die ihre IT-Projekte erfolgreicher und nutzbringender realisieren möchten. Kernpunkt ist die richtige Kommunikation und Information zwischen und mit allen Projektbeteiligten sowie die verantwortungsvolle Planung und Kontrolle der IT-Maßnahmen und Projekte zwischen Aufwand und Hemdsärmligkeit.

XINGMittelstand

www.oley-iiv.de

https://www.xing.com/events/it-mittelstand-1380846

Der zweite Lehrgang richtet sich speziell an Reitstallbetreiber und solche, die bisher noch nicht wußten, daß sie einen gewerblichen Reitbetrieb unterhalten. Oftmals sind die Kriterien der Einstufung völlig diffus. Allerdings ist vielen nicht bewußt, welche Aufgaben sie alle zu erfüllen haben und vor allem nicht wie.

Kommerzielle Reitbetriebe sind nicht nur Reitschulen, Reiterhöfe oder Sportvereine, sondern vielmehr viele in der Grauzone werkelnde Pferdefreunde. Wer auf einem Grundstück zu seinem eigenen Pferd noch das der Freundin oder des Freundes dazustellt, betreibt plötzlich die gewerbliche Pferdehaltung u.v.a.m. Sich dieser Rolle bewußt zu werden ist das Ansinnen des Lehrgangs.

SeminarStallbetreiber

Luna – oder was macht eine Reitschule mit einem Pferd, was nicht zu reiten ist?

LunaDaniRittEine kleine Story über eines unserer Pferde – Luna, eine Stute, die heute ca. 10 Jahre alt ist und nun zwei Jahre bei uns ist. Die Vorgeschichte kennen wir nur bruchstückhaft und aus überlieferten Erzählungen der letzten Besitzer.

Aber irgendwas, sagen wir mal vorsichtig, Merkwürdiges muß die ersten Jahre dieses Ponies geprägt haben – und darauf hin kamen noch einige Dinge hinzu. Die Geschichte in ihrem aktuellen Status.

Die vorletzte Besitzerin berichtete anlässlich eines Lehrganges von einem Pferd, dass bei ihr in der Reitschule nicht reitbar war und somit keine Verwendung fand – um das Pferd nicht nur umherstehen zu lassen, fragte sie, ob wir nicht eine Möglichkeit sähen, dem Pony eine Zukunft geben zu können.

Mehrere Eigenarten prägten Luna`s Verhalten – sie konnte keinen Sattel tragen, erst recht keinen Reiter. Panische Angstattacken mit für Pferd und Mensch lebensgefährlichen Ausbrüchen waren typisch. Als das Pony das letzte Mal auf den Hänger gebracht wurde, ging das angeblich nur mit verbundenen Augen. EIne Methode, die mit Sicherheit nicht als geeignet anzusehen ist. Während der Ausbildungsversuche, mit dem Pony reiten zu können, gab es einen Unfall, in dessen Folge Luna sich sehr schwer verletzte und mehrere Wochen in der Klinik zubringen mußte.

Folge waren traumatische Verhaltensweisen, die nicht nur das Reiten, sondern selbst das Satteln unmöglich machten. An ein Reiten mit einem an sich sehr netten Pony war also nicht zu denken. Wofür entschieden wir uns?

Zunächst gingen wir den für uns einfachen Weg – eine Reitschülerin, die bereits viele Jahre bei uns reitet, interessierte sich für ein eigenes Pferd. Somit einigten wir uns mit ihr, bei der Ausbildung zu helfen. Allerdings erwies sich die Aufgabe als zu aufwendig – es hätte sehr lange gedauert, bis unsere Reitschülerin mit dem Pferd hätte reiten können. Somit übernahmen wir es selbst im Tausch gegen ein „fertiges“ Pony und starteten selbst mit der Ausbildung.

Natürlich gingen auch wir zunächst daran zu testen, was genau die Panikattacken des Pferdes auslöste und welche Ansätze erfolgversprechend sein können, das Vertrauen in den Reiter wiederzugewinnen. Der Ansatz unserer Wahl bestand darin, einfach von vorn anzufangen, als hätte noch nie jemand auf dem Pony gesessen. Also ging es los mit der Tippeltappeltour der Bodenarbeit, allen Übungen der Vertrauensbildung und der Gymnastizierung. Die ersten Erfolge stellten sich überraschend schnell ein – leider unterlief uns dann ein Fehler, mit dem wir nicht rechnen konnten.

Eine Reitschülerin fand Spass daran, uns bei der Ausbildung von Luna zu unterstützen und wir vertrauten darauf, dass sie sorgsam mit dem Pony umgehen wird. Lange Zeit, gerade am Anfang, handelte sie unter unserer Aufsicht und Anleitung sehr erfolgreich. Zu diesem Zeitpunkt nicht ausreichend bewußt war uns die Tatsache, dass die Reitschülerin eigene psychische Probleme hatte, die es ihr unmöglich machten, die notwendige Geduld aufzubringen.

Aus dem daraus resultierenden Verhalten zerstörte sie das mühsam aufgebaute Vertrauen mit einem Schlag. Zum Schutze des Pferdes mußten wir die Betreuung wieder in die eigenen Hände nehmen und erneut mit dem Aufbau beginnen. Die wichtigste Lektion für Luna bestand erneut in der Vertrauensbildung.

Seit diesem Zeitpunkt ist nun fast wieder ein Jahr Arbeit vorüber – und Luna ist immer noch kein Schulpferd. Die Traumata sitzen tief und fest – allerdings gibt es wieder Erfolge. Der letzte Erfolg, der uns sehr optimistisch stimmt, war uns in dieser Woche beschieden. EIne Reiterin konnte sich das erste Mal seit Jahren wieder auf den Rücken des Ponies setzen. Der erste Versuch war noch mit Führung, aber schon beim zweiten Probieren konnte sie die Zügel wieder in die Hand nehmen. Zur Sicherheit begleitete eine andere Reiterin das Gespann vom Boden aus, aber es war der erste selbständige, panikfreie Ritt seit dem Unfall vor vielen Jahren.

Jetzt haben wir die Aufgabe, diesen Zustand zu stabilisieren, damit ein nachhaltiger vertrauensvoller Umgang mit Luna möglich wird. Warum betreiben wir diesen Aufwand?

Dafür gibt es mehrere Gründe – am Anfang steht natürlich die Wertschätzung gegenüber dem Lebewesen. Aufgabe war, Traumata bei Luna zu überwinden und Vertrauen zum Menschen wieder herzustellen. Sicher ist es auch eine Herausforderung, wenn wir am Ende Erfolg haben und wir ein Reitpony zur Verfügung haben.

Welchen Nutzen ziehen wir aber noch aus dieser Ausbildung des Pferdes? Es ist für unsere Reitschüler ein lebendes Beispiel, welche Methoden und Möglichkeiten bei der Ausbildung eines wahrlich nicht einfachen Pferdes zum Einsatz kommen. Selbst ein noch so schwieriges Pferd kann man mit Behutsamkeit und Sorgfalt ausbilden – und unsere Reitschüler können jeden Schritt verfolgen. So gibt es viele Lehrstunden in der Pferdeausbildung.

Der kommerzielle Aspekt kann bei einem Pferd wie Luna sicher weniger positiv betrachtet werden – im Moment wissen wir noch nicht, ob einmal ein „Schulpferd“ rauskommt. Massgebend ist dafür ein hohes Maß an Verlässlichkeit, dass wir gemäß selbst gestellter Ansprüche noch nicht garantieren können. Aber mit dem heutigen Stand sind wir sehr optimistisch, zumindest ein Reitbeteiligungspferd haben zu können. Die passende Reitbeteiligung bleibt noch zu finden, im Augenblick kümmern sich zwei Reiterinnen um den weiteren Fortschritt. Beide werden das auch in Zukunft tun, aber als Reiterinnen auf Dauer sind beide schon zu groß. Aber alles der Reihe nach.

Soweit der Stand zum heutigen Tage – und eine Erklärung dafür, warum wir uns über diesen kleinen/großen erreichten Fortschritt so freuen.

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Erste Hilfe für Reiter – und die Praxis!!

Die Praxis des reiterlichen Alltags bringt viele Situationen hervor, in denen man sich schon wundert, wie unbekümmert Reiterinnen und Reiter mit der Pflicht zur Hilfe von Verletzten umgehen.

Beispiele:

Drei Reiter sind zu einem gemütlichen Ausritt unterwegs – ein Reiter fällt (der Grund ist dabei völlig irrelevant) vom Pferd, bricht sich offensichtlich einen Arm, kann im ersten Moment aufstehen, möchte sich dann aber doch wieder setzen. Das Pferd des Gestürzten läuft nach Hause, die Mitreiter haben Schwierigkeiten mit ihren eigenen Pferden. Ein Reiter steigt darauf hin ab und sein Pferd flüchtet dem ersten hinterher, der dritte Reiter macht sich auf den Weg, beide Pferde zu verfolgen. Der abgestiegene Reiter rennt seinem davongelaufenen Pferd ebenfalls hinterher – wer sich die Situation jetzt genauer vor Augen führt, wird feststellen, irgendwas stimmt hier nicht!

Genau: Der verletzte Reiter bleibt zurück!

Zum Glück ist es Sonntag nachmittag und die Unfallstelle liegt an oft begangenen Spazierwegen, sodass sich eine andere Reiterin und ein paar Spaziergänger mit ihren Hunden nähern und um den Verletzten kümmern. Aber: Erste Grundpflicht einer Reitergruppe ist es, sich um Verletzte in einer solchen Situation zu kümmern. Es kann nicht sein, dass beide Begleiter den Ort des Unfalls verlassen!

Nächstes Beispiel – eine Reitlehrerin gibt Reitunterricht, sie hat zwei Reitschüler und es passiert das Malheur, dass eine von beiden durch eine ungeschickte Bewegung des Pferdes abgeworfen wird. Sie fällt auf den harten Boden und es besteht die Gefahr von Verletzungen durch den Aufprall, da sie unbeweglich liegen bleibt.

Wie verhält sich die Reitlehrerin? Instinktiv läuft sie zum reiterlosen Pferd und versucht es, einzufangen und die umherhängenden Zügel zu sichern. Die andere Reitschülerin steigt vorsichtshalber ab und bleibt in sicherer Entfernung stehen. Nach vielem Hin und Her bekommt sie das andere Pferd auch noch in die Hand gedrückt – danach kümmert sich die Reitlehrerin um die Gestürzte.

Auch in dieser Situation wird wertvolle Zeit vergeudet, sich um die Verletzte Reiterin zu bemühen.

Was führt zu den beschriebenen Situationen, in denen gefährlich mit der Gesundheit der verletzten Reiter gespielt wird?

In beiden Fällen sind die betroffenen „Nicht-Helfer“ völlig unterschiedliche Charaktere. Im ersten Falle eher egoistisch denkend geprägte Menschen, denen das Kümmern um andere Menschen leider nicht an erster Stelle einfällt und die sich ihres Fehlverhaltens nicht einmal bewußt sind. Man hat noch nie darüber nachgedacht? Man war noch nie in einer solchen Situation, daher ist das Verhalten von unterbewußten Prägungen bestimmt? Mag sein, bedeutet im Ernstfall Gefahr für Mitreitende. Im zweiten Falle handelt es sich aber um eine „normalerweise“ sehr verantwortungsbewußte Reitlehrerin. Sie hat für Ihr Verhalten auch eine „normalerweise“ schlüssige Erklärung: umherlaufende Pferde können andere gefährden, wenn sie frei drehen. Nur, in der konkreten Situation bliebt das Pferd ruhig stehen bzw. konnte den Reitplatz nicht einmal verlassen, und die einzige weitere Person konnte sich mühelos selbst in Sicherheit bringen, wurde also nie gefährdet. Auch hier gewannen unterbewußte Prägungen in der Stresssituation die Oberhand und führten zu einer falschen Handlung.

Was sagen uns diese Beispiele? Wir Reiterinnen und Reiter müssen lernen, wie verhalte ich mich in Gefahrensituationen richtig, wie gelingt es mir, mit jeder Handlung, auch den spontanen aus dem Unterbewußtsein gesteuerten Handlungen, zu allererst den verletzten oder gefährdeten Menschen in den Mittelpunkt zu rücken und die weniger relevanten Aspekte der Situation auszublenden? Wie gelingt es mir, in Bruchteilen von Augenblicken die richtigen Prioritätenketten zu setzen?

Zwei Dinge sind hier mienes Erachtens wichtig. Erstens müssen Reiterinnen und Reiter sich die Maxime „Verletzter Mensch vor allen anderen Situationen“ ins Bewußtsein „hämmern“ – auch wenn manche Menschen mit dieser Einstellung von vornherein ihre Probleme haben. Zweitens fehlt es oftmals am einfachen Spiegeln des Verhaltens, man ist sich seiner Handlungen gar nicht bewußt und im Nachhinein befragt sagen würden, sie hätten doch sofort geholfen.

Wie läßt sich hier eine Verbesserung der Situation erreichen? Reden, Reden, Reden – die Maximen und Grundregeln des Reitens, des Ausreitens und der Gruppendynamik müssen sich Reiterinnen und Reiter in Gesprächen immer wieder bewußt und aktiv ins Bewußtsein schreiben. Erlebt man entsprechende SItuationen, macht man die betreffenden darauf aufmerksam oder diskutiert dies in regelmäßigen Abständen in den Reitgruppen.  Je nach Organisation gibt es dafür Reiterinnen und Reiter mit oder ohne Verantwortung – abhängig davon, ob es sich um eine private Reitgruppe, einen Verein oder eine Reitschule handelt.

Wie sind die Situationen ausgegangen?

Der verletzte Reiter wurde ins Krankenhaus gefahren, glücklicherweise half der Sonntag nachmittag, dass viele Leute unterwegs waren. Wir sahen das ohne Reiter zurückkommende Pferd und konnten per Auto auf die Suche gehen und fanden den Reiter auf einer Wiese unweit seines Reitstalles, wo sich, wie gesagt, Spaziergänger kümmerten und bereits den Notarzt gerufen hatten – den wir per Auto dann aufs freie Feld lotsen konnten. Die gestürzte Reitschülerin kam mit dem Schrecken davon und zog sich nur die „üblichen“ Prellungen zu – da ich zufällig am Reitplatz vorbeiging, konnte ich noch vor der Reitlehrerin helfen – was zum Glück nicht gravierend war.

Ich möchte nicht vergessen anzumerken, dass es für jede Regel auch die Ausnahme gibt. Erlebte Situation auf einem Reitturnier beim Springwettbewerb: Reiter stürzt und das nervös-hektische Pferd rast auf eine Lücke der massiven Reitplatz-Umzäunung, um das Gelände fluchtartig zu verlassen – allerdings handelte es sich nicht um den regulären Ausritt-Punkt, sondern einen Zugang zum Zuschauerareal. Hinter der Lücke im Zaun befanden sich einige Eltern mit Kindern, die mehr oder weniger aufmerksam das aktuelle Geschehen beobachteten. Hier bestand tatsächlich die Gefahr, dass das Pferd in seiner panischen Gefühlslage ein Risiko für die Kinder und Erwachsenen darstellte und in dieser Sekunde das größere Risiko darstellte. Folgerichtig kam die Entscheidung, zuerst das Pferd daran zu hindern, in die Zuschauer zu rasen, bevor der Weg zum gestürzten Reiter führte. Am Ende hatte diese Abwägung für keine der beiden Seiten zum Glück keine Auswirkungen, da sich das Pferd beruhigen ließ und der Reiter mit dem Schrecken davonkam.

Ein ewiges Streitthema – Tamme Hanken? oder Tamme Hanken!

Der nachfolgende Artikel wurde in einer regionalen Pferdezeitung von einer Tierärztin verfasst und veröffentlicht, in der sie sich zu den Behandlungsmethoden von Herrn Tamme Hanken äußert.

http://pferde-rhein-main.de/fp2.php?mode=view&id=62&lang=1&cid=358

Ich bin der Meinung, der Artikel ist zumindest lesenswert und bietet eine durchgehende Argumentationslinie aus Sicht der Schulmediziner und ausgebildeten Therapeuten. Selbst bin ich kein Therapeut, aber die Praxis aus mehr als 30 Jahren Pferdekenntnis sagt auch mir, dass Chiropraktiker nicht umsonst eine fundierte Ausbildung haben.

Sicher ist, es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die nicht auf den ersten Blick verständlich oder erklärbar sind – deswegen sind sie trotzdem da. Aber manches bleibt doch Hokuspokus, dessen nicht-Funktionieren eher nachzuweisen ist als die ewige Suche nach ominösen Beispielen eventueller Erfolge es sind.

Außenstehenden bleibt die Möglichkeit verschlossen, die internen Zahlen der tierärztlichen Behandlungen zu ermitteln, die auf Behandlungen selbsternannter Heiler oder Wundertäter folgen. Die Argumentation im Artikel wirkt glaubhaft – und wird indirekt durch die Antworten unserer eigenen Tierärzte bestätigt.

Quintessenz: Man schaue genau hin, was gemacht wird und überlege sich, wie es bei einem selbst wirken würde. Sehr oft hilft es, den gesunden Menschenverstand einzusetzen, um zu sehen, dass Wunderdinge nicht die mühevolle Kleinarbeit der täglichen korrekten Arbeit ersetzen können. Und um es an dieser Stelle anzubringen, die oft chauvinistischen und populistischen Sprüche eines Tamme Hanken zielen nicht selten auf genau dieses Problem – wenn man zu Hause die mühevolle Kleinarbeit korrekt ausführt, werden die allermeisten Pferde gar nicht erst krank. Ob ein Tamme Hanken an dieser Stelle mit Wissen oder mit Glück arbeitet, weiß er am Ende nur selbst, aber es kommt beeindruckend rüber. Wenn die Adressaten der Botschaften nur in der Lage wären, die geheimen Zeichen dieser Botschaften zu verstehen – ihren Pferden würde sicher manches erspart bleiben.

Allerdings erlebte ich auch merkwürdige Behandlungsmethoden von Tierärzten – hinterfragt man die Fehlbehandlungen genauer, ergeben sich ähnliche Gründe wie bei Fehlbehandlungen von unqualifizierten Heilern: Keine ausreichende Sach- und Fachkompetenz! Mir begegnete ein Tierarzt, der sich als Pferdefachmann ausgab, aber wohl eher bei Wühlmäusen und Wellensittichen hätte bleiben sollen. Die eklatanten Fehlbehandlungen zogen auf anderen Höfen in zwei Fällen den Tod der Pferde nach sich. An mein Pferd kam er nur einmal, dann nie wieder.

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Ein Beitrag der Cahokia Reitschule Reiner Oley – die etwas andere Reitschule im Süden Berlins!