Archiv der Kategorie: Meinungsäußerung

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1. Folge Versicherungsfragen – Haftung bei Veranstaltungen

Liebe Reitsportfreunde,

mit meinem Blog möchte ich gern wertvolle Informationen zu verschiedenen Themen rund um die Reiterei zur Verfügung stellen. Den Schwerpunkt lege ich auf Themen, die nach meiner Erfahrung in Pferde- oder Reitblogs zu kurz kommen, jedoch für uns als Reiter und Pferdefreunde sehr wichtig sind oder werden können.

Das erste Thema der Reihe ordnet sich in die Rubrik „Versicherungsfragen“ ein.

 

Versicherungsschutz bei privatreiterlichen Veranstaltungen

Fragen an den Experten für Versicherungsthemen für Pferdehalter und Reiter Herrn Marc Schlichting, „ASSCON unabhängiger Versicherung- und Finanzservice – Andrea und Marc Schlichting“
Asscon Finanzconsulting
Asscon Finanzconsulting in Facebook

F(rage).: Herr Schlichting, viele Reitsportfreunde möchten gern gemeinsame Reiterlebnisse organisieren außerhalb oder neben den offiziellen sportlichen Turnierveranstaltungen oder ohne die Mitwirkung von Reitvereinen oder Betrieben. Gemeint sind die vielen privaten PferdebesitzerInnen und ReiterInnen, die sich als FreizeitreiterInnen mit ihren Pferden beschäftigen. Mir sind beispielsweise gemeinsame Ausritte, Reitertage, Schnitzeljagden, Orientierungsritte bekannt. Welche vergleichbaren Veranstaltungen sind Ihnen in Ihrer Berufspraxis noch begegnet?

A(ntwort).: Alle Sportarten, die auch im Verein ausgeübt werden, Betriebsfeiern, private Tanzveranstaltungen und Sommerfeste.

F.: Welche Richtlinie kann man anlegen, ob man eine gemeinsame Beschäftigung einzelner Reiter vorfindet oder eine organisierte Veranstaltung?

A.: Die Frage ist juristisch und versicherungstechnisch nicht pauschal zu beantworten. Es ist immer der jeweilige Einzelfall zu beurteilen. Entscheidend ist zum Bsp. inwiefern es sich um einen abgegrenzten Personenkreis handelt. Des weiteren entscheidet die „innere Verbundenheit“ der Teilnehmer zueinander darüber, ob es eine private oder schon öffentliche Veranstaltung ist. Lt. Urteil des OLG Frankfurt genügt ein gemeinsames Interesse oder gleichgerichtete Interessen, die die Teilnehmer zusammenkommen lassen, nicht um eine innere Verbundenheit zu bejahen. Dürfen zum Bsp. auch Angehörige teilnehmen, ist die innere Verbundenheit in der Regel nicht mehr gegeben und somit handelt es sich um eine öffentliche Veranstaltung.

F.: Nehmen wir die organisierten Veranstaltungen genauer unter die Lupe. Oft handelt es sich eine Veranstaltung, die eine Person oder eine Gruppe von Personen organisieren, andere Reiter einladen und dann gemeinsam durchführen – z.B. einen kleinen Reitertag mit kleinen Wettbewerben. Wer haftet bei diesen Veranstaltungen grundsätzlich in verschiedenen Schadenfällen – a. bei Selbstschädigung der teilnehmenden Reiter und Pferde?

A.: Schäden durch eigenes Verschulden sind in der Regel selbst zu tragen. Ggf. kann zudem der Veranstalter in Haftung genommen werden, wenn zum Bsp. ungeeignete Routen gewählt werden, Gerätschaften nicht verkehrssicher sind… etc.

F.: b. bei Schädigung anderer teilnehmender Reiter und Pferde?

A.: Prinzipiell haftet jeder Teilnehmer für den kausal verursachten Schaden.

F.: c. bei Schädigung fremder Personen, Zuschauer oder Helfer?

A.: Prinzipiell haftet jeder Teilnehmer für den kausal verursachten Schaden.

F.: Welche versicherungsrechtliche Wirkung haben sogenannte Haftungsausschlußerklärungen, die private Veranstalter von den Teilnehmern verlangen, um eventuelle Schadenansprüche ausschließlich an diese Teilnehmer abzuschieben?

A.: Solche pauschalen Haftungsausschlüsse sind kein 100%-iger Schutz vor Haftungsansprüchen. Gerade vor Regressforderungen der Sozialträger schützen diese pauschalen Haftungsausschlußerklärungen nicht. Aktuell habe ich gerade einen Fall, bei dem ein Pferd einer reiterfahrenen Person für eine Veranstaltung unentgeltlich überlassen wurde und es wurde ebenfalls eine komplette Haftungsfreistellung vereinbart. Die Reiterin stürzte und musste wegen Knochenbrüchen medizinisch behandelt werden – es war keine große Sache. Trotzdem bekam die Frau, die das Pferd als Freundschaftsdienst überlassen hatte, eine Regressforderung der Krankenkasse in Höhe von 9.500,- Euro. Es wurden nun Anwälte hinzugezogen und es ist unklar wie die Rechtslage letztendlich entschieden wird.

F.: Herr Schlichting, wie können sich Veranstalter und Teilnehmer privatorganisierter Veranstaltungen optimal absichern?

A.: Das geht zum Bsp. durch eine Veranstaltungshaftpflichtversicherung. Für kleinere Veranstaltungen kann man so recht preiswert die Eigenhaftung als Initiator einer Veranstaltung absichern.

F.: Noch eine Frage im Nachgang – was passiert im versicherungsrechtlichen Sinne, wenn sich an einer privat organisierten Veranstaltung – beispielsweise organisiert durch die Privateinsteller in einem Pferdepensionsbetrieb – der im gleichen Betrieb ansässige Reitverein an dieser Veranstaltung beteiligt? Oder welche Verantwortung übernimmt der Pensionsbetrieb, wenn dieser die Veranstaltung aktiv mitgestaltet? Ab wann geht die versicherungsrechtliche Verantwortung an den professionellen Reitbetrieb über?

A.: Ein Verein haftet nicht nur nach Verschulden, sondern auch aus der Gefährdungshaftung heraus. Ist ein Verein an der Planung und Ausführung beteiligt, haftet dieser für Schäden und Regressforderungen.

Besten Dank, Herr Schlichting, für die umfangreichen Antworten. Ich freue mich jetzt auf die Fragen der Leser und sicher werden wir das Gespräch zu diesem Thema nochmals aufnehmen!

Die Fragen stellte Reiner Oley – 1. Vorsitzender des Cahoka e.V. – der etwas andere Reitverein
Cahokia Homepage

Baumlos unterwegs – warum darf man sich damit nicht blicken lassen?

Eine Anfrage über Facebook erreichte mich mit der Frage, warum es so viele Gegner (gegen baumlose Sättel) gibt.

Hintergrund: Es fragt jemand interessiert in die FB-Runde, was man denn von einem Barefoot-Sattel halte, man hätte soviel Gutes gehört. Und was erntet der Frager? Einen Shitstorm – mit vielen Gründen und Begründungen dagegen – die wenigen Baumlos-Reiter mit ihren sowohl guten als auch zu bedenkenden Erfahrungen gehen regelrecht unter.

Woran liegt das?

  1. Ahnungslosigkeit (gut, entgegnet die „Gegenseite“ gleichfalls) Leider ist die Kenntnis, welche Anforderungen an einen Sattel gestellt werden müssen, noch sehr gering ausgeprägt. Man muß nur mit offenen Augen durch die Reiterlandschaft ziehen, um auch als relativer Laie festzustellen, daß der größte Teil aller Sättel gar nicht passt – auch wenn die Besitzer dies voller stolzer Inbrunst immer wieder beteuern – schließlich hat mal ein Sattler den Sattel auf genau dieses Pferd angepasst. Leider wird wenig berücksichtigt, dass man immer erst den Sattler finden muß, der „meinem“ Pferde den passenden Sattel verpassen kann und dass ein Sattel viel öfter korrigiert werden muß, als die meisten Reiter glauben.
  2. Prestigedenken (nur wer einen „richtigen“ Sattel hat, ist was und stellt was dar.) Viele ReiterInnen definieren sich darüber, wieviel Gutes sie ihrem Pferd antun – sprich Ausrüstung zählt mehr als des Pferdes Wohlbefinden. Ein Zeichen dafür sind die proppevollen Versandkataloge mit Decken, Bandagen, Gamaschen, Trensenverschnürhilfen, Hilfszügeln und anderem Equipment, dass weder dem Pferd noch dem Reiten gut tut. Ähnlich verhält es sich mit dem Wettstreit um die tollste Sattelmarke – und je mehr Prestige ich bei meinen Stallkollegen erreichen kann, desto besser passt der Sattel – und nicht umgekehrt.
  3. Vertriebskonzepte der Sattelhersteller und Sattler (schließlich verdient man pernanent an der Sattelanpassung, die ja regulär ca. 4 mal jährlich sein müßte – je nach Trainingszustand, Gesundheit und Jahreszeit – das ist ein Bombengeschäft) Ein Baumsattel muß immer an das Pferd angepasst werden. Entweder der vorhandene wird umgestrickt oder es kommt ein neuer daher. Pferde verändern ihren Rücken beinahe ständig, je nach Trainingsintensität, Gesundheitszustand oder Jahreszeit hat ein Pferd mehr Rücken(muskeln), die Rückenpartie und deren Beweglichkeit verändert sich. Schon, wenn ein Pferd mal zwei Wochen steht, sind Muskeln weg. Ergo, der Sattel sitzt nicht mehr optimal, es entstehen Druckverschiebungen, das Risiko von Verkrampfungen etc. steigt – daraus resultiert das Geschäft, dass die Sattelhersteller und Sattler wittern. Allerdings – siehe Punkt Ahnungslosigkeit – die wenigstens tun dies auch ernsthaft genug.
  4. Historische Tatsachen. (Baumlosreiter müssen auch damit leben, dass baumlose Sättel am Anfang noch einige Mängel hatten.) Insbesondere betrifft dies das Thema Gewichtsverteilung bzw. auch punktuelle Überlastung an der Steigbügelaufhängung. Die Technologien der Sattelhersteller hatten oder haben dies nicht immer im Griff.

Historisch gesehen ist die Fraktion der Baumsattelreiter einfach zahlenmäßig größer, hat sich lobbyistisch stärker aufgestellt und nutzt selbst die kleinste argumentative Lücke zum eigenen Vorteil aus.

Aber welche Fakten stehen tatsächlich dahinter? Wie recht haben die Baumlos-Sattel-Verweigerer?

Gerade am Beispiel des renommierten Herstellers Barefoot kann man viele Vorwürfe sehr schnell entkräften, die Homepage enthält viele nützliche Dokumente, die die Funktionsweise erläutern und die zu beachtenden Dinge auch verdeutlichen.

Fest steht, dass auch baumlose Sättel den hohen Ansprüchen an ein rückenschonendes, pferdefreundliches Reiten erfüllen, die Gewichtsverteilung optimal ohne Druckpunkte gewährleisten und dem Reiter ein sicheres Gefühl auf dem Pferd vermitteln müssen.

Praktisch heißt dies, jeder Interessent muß sich den passenden Sattel aussuchen, diesen anpassen und die Anpassung auch ständig prüfen.

Was sind nun die Entgegnungen der Baumlosreiter auf die meisten Vorwürfe?

  1. Ein moderner baumloser Sattel realisiert durch ein festes Kernstück eine gute Gewichtsverteilung und vermeidet in Kombination von Kernstück und Gurten die punktuelle Überlastung an den Steigbügelhalterungen. Bei Barefoot heißt dieses System VPS und wird von allen neuen Satteltypen genutzt. Dieses System ist reichlich gestestet und auch unsere Erfahrungen mit mehreren dutzend Pferden bestätigen dies – entgegen aller Unkenrufe. Die Verspannungen der Pferde gingen schlagartig zurück, wir können Pferde in verschiedenen Situationen viel freier reiten, da die einklemmenden Sattelengen eines steifen Sattels entfallen.
  2. Ein ewiges Argument wirft immer wieder den Begriff des nicht so festen Sitzes in den Raum. Sicher sitzt ein Baumsattel, der mit seinem Baum sehr eng auf dem Rücken – wie angeschraubt. Leider hat dies zur Folge, dass gerade ein nicht sehr gut ausgebildeter oder trainierter Reiter wie angeschraubt auf dem Pferd sitzt – ohne eine reelle Chance, mit dem gefühlvollen Sitz auf das Pferd einzuwirken oder mit der Hüfte weich in den Bewegungsfluss des Pferdes einzutakten. Ergebnis ist ein statisches oder mechanisches Reiten, ohne auf den Bewegungsdrang des Pferdes Rücksicht nehmen zu können. Ein baumloser Sattel ermöglicht hier viel mehr Möglichkeiten eines weichen Reitens. Das erhöht im ersten Moment die Anforderungen an das völlig neue Reitgefühl des Reiters – viele jammern über einen „schwammigen“ Sitz . Es kommt viel mehr auf einen guten, ausbalancierten Sitz an, da alle Sitzfehler viel direkter auf dem Pferderücken landen. Im Umkehrschluß heißt dies aber auch, wer in einem baumlosen Sattel gut sitzen kann, hat erst einen guten Sitz. Dies ist die Basis, das Pferd über den Sitz reiten zu können, ohne die landläufigen „Techniken“ wie Schenkel- oder Zügelhilfen, Paraden und die anderen „Schalter“ und „Hebel“. Natürlich bedeutet „über den Sitz reiten“ nur eine andere Herangehensweise an die Verwendung und Wirkung von Hilfen etc.
  3. Haltbarkeit des Sattels auf dem Pferd – ein heißes Thema, welches tatsächlich hohe Beachtung finden muß. Gerade neue Baumlos-Sättel, die noch uneingesessen etwas überhoht über dem Pferd thronen, neigen zum Rutschen. Am Anfang  sollte man tatsächlich etwas vorsichtiger sein, bis das System dicker Sattel und druckverteilendes Sattelpad sich weich am Pferd anschmiegen. Danach aber sitzen baumlose Sättel genauso fest wie die „festgeschraubten“ Baumsättel.
  4. Der große Vorteil der Baumlos-Sattel-Systeme ist die Flexibilität. Einerseits ermöglicht der fehlende feste Baum ohnehin mehr Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit auf sich verändernden Rücken. Andererseits gestatten die Anpassungstechnologien ein selbständiges Arbeiten am Pferd. Theortisch kann der Sattel täglich angepasst werden – wenn es denn sein müßte. Bei geeigneten Pferd-Sattel-Kombinationen ist sogar ein problemloser Satteltausch möglich – eventuell über ein Austauschpad. Nichtsdestotrotz erfordert auch diese Flexibilität eine fundierte Kenntnis des Sattelwesens, der Pferdeergonomie und der Bewegungsabläufe. Je intensiver die Ausbildung erfolgt, desto pferdefreundlicher und verantwortungsbewußter kann der baumlose Sattel an die jeweiligen Pferde abgestimmt werden. Um einer oft verbreiteten Mähr ganz deutlich entgegenzutreten: auch baumlose Sättel sind sehr individuell auf das Pferd abzustimmen.
  5. Ein uneingeschränkter Vorteil, den fast kein Baumsattelreiter widerlegen kann, ist der sehr nah am Pferd befindliche, sänftenartig Sitz im baumlosen Sattel. Dies prädestiniert diese Sättel für sehr lange Ritte, für schwieriges Gelände und — für verschiedene Reiter. Der Sattel wird ja immer auf das Pferd angepasst und der Reiter muß sich damit arrangieren, was mit einem baumlosen Sattel fast immer sehr bequem ausgeht.

Wir nutzen baumlose Sättel nun seit fast zehn Jahren – und seit 5 Jahren ausschließlich. In jeder Situation sammelten wir sehr gute Erfahrungen, auch bei Pferden mit Rückenproblemen und Pferden in der Entwicklungsphase. M.E. liegt der Vorteil in der ständigen Anpassung, entgegen einem festen Baum kommt es nie zu einem Verklemmen des Pferdes, durch einen fortbestehenden Druck auf Stellen, die sich eigentlich weiterentwickeln sollten – oft zu sehen an den tiefen Kuhlen neben dem Widerrist. Dort, oftmals irrtümlich Sattellage genannt, sollten sich ja Muskeln entwickeln, was die nicht nachgebenden Baumsättel oftmals schlichtweg verhindern. Können Pferde ein Krafttraining nicht in Muskelentwicklung umsetzen, weil die Partien permanent unterm Sattel verschraubt sind, wird das „über-den-Rücken-Gehen“ nie erfolgen.

Dies sind unsere Erfahrungen, die wir mit baumlosen Sätteln gesammelt haben. Allerdings – das Problem liegt nicht im Streit der Philosophien, sondern im KnowHow, wie welcher Sattel sitzen muß und im Aufwand, den man betreibt, einen stetig passenden Sattel auf sich immer verändernden Pferderücken zu platzieren.

Unseren Bedürfnissen kommt der Barefoot-Sattel am nächsten, daher haben wir uns für eine Beratungspartnerschaft entschieden – stehen also für alle Fragen offen.

www.cahokia.de

www.barefoot-saddle.com

 

Neuer alter Trend: Telepathische Tierkommunikation … oder …

wie gefährlich können Scharlatane tatsächlich werden?

Kommunikation mit dem Pferd gehört für viele Reiterinnen und Reiter zu den Schlüsselfähigkeiten, um sich gut mit seinem Sport- oder Freizeitpartner umgehen zu können. Zu wissen, was dem Pferd gerade gut tut oder eben nicht, ob es Schmerzen hat, ob es mit der aktuellen Situation gut klarkommt oder nicht, sollte ein Grundanspruch im Umgang mit Pferden (und anderen Tieren) sein.

Doch wie steht es denn mit den Dingen zwischen Himmel und Erde, die es gibt und von denen wir nichts wissen? Gibt es nicht doch eine geheime „Sprache“ der Pferde? Können diese auf unsere Fragen antworten?

Nun gibt es seit vielen Jahrhunderten Menschen, die an das Übersinnliche glauben, das nicht Erklärbare, was es dennoch gibt. Das ist insoweit natürlich in erster Linie eine persönliche Einstellung und jedem steht es frei, an das zu glauben, was man will. Viele werden darüber glücklich, da das Übersinnliche Antworten auf Fragen gibt, wie manche Menschen sie gern haben wollen.

Seit vielen Jahren floriert der Markt des Übersinnlichen und macht logischerweise auch vor der Welt der Reiterinnen und Reiter nicht halt. Doch wie ist es zu bewerten, wenn die Scharlatane unter den Tierkommunikatoren aktiv sind? Unabhängig davon, ob man an Dinge wie Telepathie glaubt oder nicht, sind manche Ergebnisse der Tierkommunikation nachgerade gefährlich im Sinne eines pferdefreundlichen Umgangs mit unseren geliebten Vierbeinern. Am gefährlichsten wird es, wenn der Unsinn, den mancher Pferdebesitzer mit seinem Pferd treibt, durch besonders besitzerfreundlich ausgelegte Antworten der Pferde durch die Tierkommunikatoren vermittelt werden.

In den sozialen Medien des Web tauchen einige Kommunikationsprotokolle auf, die sehr deutlich zeigen, wie gefährlich telepathische Tierkommunikatoren sein können. Ein Beispiel möchte ich anonymisiert zitieren – absichtlich nicht im ursprünglichen sozialen Netzwerk, sondern hier im Blog, um die Privatsphären der beteiligten zu schützen.

Im folgenden gekürzte Zitate aus einem veröffentlichten und szenetypischen „Gesprächsprotokoll“:

1. Frage: Wie geht es Dir? Hast Du Schmerzen?

Antworten:

an sich geht es mir gut …

beim Körperabstreichen: … drückt mal hier, mal da ein paar Schmerzen, aber es ist schon besser geworden …

2. Frage: Wie fühlst Du Dich dort, wo Du lebst? Bist Du glücklich?

Antworten:

es ist sehr schön hier, Menschen, die sehr nett sind, ich habe Auslauf und verstehe mich mit den anderen Pferden ziemlich gut …

ja, ich bin glücklich, dass ich hier leben darf …

3. Frage: Was macht Dir Spaß?

Antworten:

freie Platzarbeit und Spaziergänge, ich würde auch gern Neues ausprobieren, was mich im Kopf noch mehr fordert …

und ich möchte im Gelände wieder ausreiten und über Felder galoppieren, das wäre schön …

4. Frage: Kann Deine Besitzerin sonst etwas für Dich tun?

Antworten:

sie macht ihre Sache sehr gut, ich fände es nur schön, wenn wir öfter mal zusammen neue Herausforderungen annehmen könnten …

ich denke, wir könnten noch viel erreichen …

5. Frage: Was fühlst Du, wenn Du Deine Besitzerin siehst? Möchtest Du lieber zu Deiner Vorbesitzerin zurück?

Antworten:

sie ist sehr nett, tut viel für mich, ich habe sie sehr gern …

nein, ich sehe sie sehr oft, sie ist nett, aber so wie es jetzt ist, finde ich es gut …

6. Frage: Mitteilungswünsche?

Antworten:

das einzige, was ich mir wünsche, ist, dass ich nicht nochmal umziehen muss …

und dass ich wieder im Gelände galoppieren kann, gesund und glücklich sein, bis an mein Lebensende, das möchte ich …

und das man nett zu mir ist …

Vieles aus diesem Protokoll lässt sich für viele andere typisieren. Wichtigste Grundlage für den Tierkommunikator ist die Tatsache, dass das Pferd natürlich sagt, dass der Besitzer (und Beauftrager des Tierkommunikatoren) der Beste ist und das Pferd sich in verschiedenen Steigerungsformen glücklich fühlt. Dabei ist völlig egal, ob dies tatsächlich der Fall ist – Pferde werden dies kurioserweise immer sagen. Fairerweise beschreibt das vorliegende Protokoll die Vorbesitzerin auch als „nett“, vermutlich weil diese im gleichen Stall ist oder in der Nähe, da man sie noch ab und an trifft. Daher wird der Tierkommunikator diese nicht schlecht machen, sonst verprellt man sich alle Kunden in dem Stall. Für gewöhnlich drückt ein Pferd seine Ablehnung gegenüber dem Vorbesitzer umso deutlicher aus, je unwahrscheinlicher es ist, dass dieser das erfährt. (Das natürlich nicht durch das Pferd selbst, sondern die neidischen Petzer in der Stallgemeinschaft.)

Das alles gehört aber noch zu den meist ungefährlichen Sachen. Allein als Stallbetreiber muss ich ergründen, woher nun der neueste „Zickenkrieg“ kommt, obwohl die ganze Situation mit diesem nichts zu tun hat.

Eine in aller Regel ungefährliche Pferdemeinung ist diejenige nach dem Auslauf, dem Verstehen mit anderen Pferden etc. Leider hat das meist mit der tatsächlichen Situation des Pferdes gar nichts zu tun. Pferde sind Herdentiere und brauchen eine Herde, in der sich jedes Pferd seine Position erarbeitet. Das ist normal, dafür brauche ich keinen Tierkommunikator. Was passiert mir als Stallbetreiber nun, wenn das Pferd plötzlich „erzählt“, mit welchen Pferden es sich nicht verträgt, nur weil ein Pferdebesitzer nicht mit ansehen kann, wenn die Rangordnungsauseinandersetzungen stattfinden? Dann wird das ganze zum Problem. Wenn die Tierkommunikatoren, so wie im obigen Beispiel, exakt den Wünschen und Vorstellungen der glücklichen Besitzerin folgt, löst dies enorme Diskrepanzen aus und endet oftmals mit dem Auszug des Pferdes – dem nicht gewünschten.

Welche Schlussfolgerungen soll ein Kunde aus der Aussage ziehen, dass es manchmal hier und da schmerzt am Rücken, es aber schon besser geworden ist! Das erzählt ein Pferd, wenn dem so ist, durch Abwehrhaltungen, Verkrampfungen und Empfindlichkeit an schmerzenden Stellen. Auch dazu brauche ich keine Telepathie! Im Gegenteil, ein Pferd verrät keine Schmerzen. Nicht umsonst können Pferde nicht schreien. Wenn ein Pferd als Fluchttier von Schmerzen erzählen würde, wäre es für Räuber verletzbar. Und was viele nicht wahrhaben wollen, im genetischen Code der Pferde sind Menschen als Räuber einprogrammiert, da wir die typischen Jägermerkmale aufweisen. (Unter anderem die nach vorn gerichteten Augen, das Reißgebiss, die „Fanpfoten“ und dergleichen mehr). Die Lernfähigkeit eines Pferdes kann bewirken, dass es uns Menschen als Leittier akzeptiert und macht, was wir von ihm wollen, solange es nicht mit Schmerzen, Qualen oder Ängsten verbunden wird. Wildpferde oder von Menschen misshandelte Pferde greifen ganz schnell auf ihre Instinkte zurück und flüchten vor Menschen, in die Enge getrieben greifen sie auch an, in besonders gefährlichen oder erschreckenden Ausnahmesituationen auch den ansonsten geliebtesten Reiter.

Wie sehr die Tierkommunikatoren allgemein den Wünschen, Träumen und Irritationen der Pferdebesitzer nachkommen, wird dann ganz besonders deutlich, wenn das Pferd sich wünscht, noch öfter über weite Felder zu galoppieren! Wer kennt es nicht, wenn man es als Stallbetreiber, Pferdebesitzer und Ausbilder immer wieder mit abgehetzten, nervösen, aufgeputschten Pferden zu tun hat und man sich wundert, worin die Gründe dafür liegen. Wie oft berichten Pferdebesitzer und Ausbilder, wenn Pferde an bestimmten Stellen im Gelände von allein einfach losrennen und die überraschten Reitanfänger völlig überfordert zum Gast auf dem Pferd werden?

Klar, die Pferde lernen, dass auf bestimmten Strecken immer galoppiert wird. Oft kommen Pferde von vermeintlich harmlosen Ausritten völlig durchnässt zurück, weil die ReiterInnen nur durchs Gelände heizen? Wenn man sich vor Augen führt, dass der Galopp für Pferde Stress bedeutet, dass Pferde nur in angespannten Zuständen wie Flucht, Machtkämpfen bzw. den Rangordnungskämpfen galoppieren, dann kann man sich vorstellen, dass der Galopp tatsächlich nicht die „Wunschgangart“ der Pferde ist, sondern die „Stressgangart“ mit dem höchsten Adrenalin-Ausstoss. Galoppierende Pferde bauen keine Muskeln auf, sondern verbrennen Energie, was tierisch gesehen die nachvollziehbarerweise unerwünschteste Situation für Pferde ist. Ein Galopp belastet darüber hinaus die Gliedmassen des Pferdes überdurchschnittlich und birgt die höchsten Verletzungsrisiken. Genetisch bedingt „wissen“ Pferde dies, weshalb es mit Sicherheit der größte und gefährlichste Unsinn ist, dass das Pferd im obigen Beispiel sich wünscht, noch mehr zu galoppieren. Erst recht nicht „über weite Felder“, deren Wege das Pferd im ungünstigsten Falle nicht mal kennt. Pferde als Fluchttiere werden sich nie der Gefahr aussetzen, ihr Gangwerk zu gefährden, da dieses für sie als Fluchttiere überlebensnotwendig ist.

Diese Zusammenhänge bringen wir unseren Reitschülern von Anfang an bei. Pferde lieben es, im Schritt oder im Trab zu gehen. Dies sind die Gangarten, die Kraft bringen, den Stresspegel nicht in die Höhe schnellen lassen und deutlich weniger Energiereserven ankratzen als der Galopp. Nicht umsonst ist die Gangart des Posierens von Hengsten und Wallachen der stolze versammelte Trab mit hochaufgestelltem Schweif und frei schwebenden Schritten. Dann sehen Pferde am schönsten aus und am kräftigsten, und das nicht nur für uns als Menschen, sondern auch für die anderen Pferde in der Herde.

Dies kann man sehen, nachvollziehen und verhaltensmässig beweisen. Wie oft streiten wir uns mit Reiterinnen und Reitern, deren einziges Interesse darin besteht, mit dem Pferd bis zur Erschöpfung durch die Gegend zu heizen. Jeder seriöse Ausbilder versucht, dieses vorsätzlich pferdeschädliche Verhalten zu unterbinden. Was kommt nun bei dieser Tierkommunikatorin heraus? Bitte, lieber Reiter, du kannst weiter viel und lange galoppieren, dein Pferd mag das! Welch gefährlicher Unsinn! Sicher könnte man einfach sagen, ein Pferd würde so einen Unsinn nie von sich geben, denn ein Pferd würde beim Anblick von grünen Wiesen oder Feldern einzig und allein Fressen wollen!

Nun wird mit solchen Aussagen eine Grenze durchbrochen, denn hier kann man nicht mehr sagen, jeder kann glauben, was er mag. Mit derartigen, vor pferdischer Unwissenheit strotzenden Aussagen schadet man dem Pferd und der Ausbildung des Pferdes. Es kann für unerfahrene Reiter auf Schulpferden lebensgefährlich werden, wenn verantwortungslose Reiter dem Pferd beibringen, auf langen Feld- und Wiesenwegen wird immer galoppiert! Wie kann ein Tierkommunikator mit ruhigem Gewissen ein solches Verhalten unterstützen? Wie kann ein Tierkommunikator dem Reiter das Gefühl vermitteln, dass Pferde am liebsten galoppieren, obwohl es deren gefährlichste Gangart ist?

Dieser Form von Scharlatanerie muss Einhalt geboten werden. Tierkommunikatoren, die nachweisbaren Unsinn als Kommunikation mit Pferden ausgeben, sind es nicht wert, Geld auf Kosten der Gesundheit von Reiter und Pferd zu verdienen.

Dies untergräbt die aufwendige Arbeit von seriösen Ausbildern, Pferdeflüsterern und Menschen, die sich intensiv mit der wahren Sprache der Pferde beschäftigen – der Mimik, Gestik und dem komplexen sozialen Verhalten in Pferdeverbänden. Die Crux an der Sache ist, dass das Erlernen der Sprache der Pferde aufwendig und zeitintensiv ist und insgesamt leider nichts mit unseren menschlichen Emotionen zu tun hat.

Sicher mag es, wie am Anfang gesagt, vieles zwischen Himmel und Erde geben, was wir heute noch nicht wissen und kennen. Das eine oder andere wird uns noch überraschen, vielleicht auch im Bereich Telepathie. Aber: Das, was wir heute gesichert wissen, nachvollziehen und beweisen können, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch richtig bleiben.

Es reicht nicht, zu glauben, man tut seinem Pferd etwas Gutes, man muss es auch wissen!

www.cahokia-reitverein.de

Was heißt „innovativ“?

Ganz provokativ gesagt: Innovativ heißt einzig und allein zutiefst menschlich – auf Lebenserfahrung beruhend. Weit weg von allen mechanisierten regelbasierten Systemen und Methoden.
Sicher geht das nicht ganz so einfach, ein regelfreies Gemeinwesen gibt es nicht, betriebswirtschaftliche und organisatorische Veränderungs- und Geschäftsprozesse sind Teil eines komplizierten gesellschaftlichen Netzwerkes mit allerlei Wechselwirkungen. M.E. ist dies auch der Grund, dass es keine einzige Methode oder Systematik geschafft hat, einen „fehlerfreien“ Entwicklungsprozess zu garantieren. Je nach persönlicher Intelligenz, welche hauptsächlich aus angewandter Lebenserfahrung besteht, sind die jeweiligen Methodenanwender in der Lage, mit deren Hilfe Projekte erfolgreich umzusetzen oder eben nicht – es ist nie die Methode selbst verantwortlich oder geeigneter oder idealer etc.
Meine Philosophie beruht darauf, genau diesen auf Lebenserfahrung beruhenden Denkansatz wieder in den Mittelpunkt zu rücken, mit neuen Ideen zu verbinden und Methoden als Werkzeuge passend einzusetzen.

Aus für die German Classics – und das „kleine Reiterlein“ ?..

Eine der in der Pferdewelt einschlagendsten Meldungen ist die Absage der German Classics durch die Veranstalter – Paul Schockemöhle Marketing GmbH – veröffentlicht auf der unternehmenseigenen Webseite:

http://www.pst-marketing.de/index.php/hannover.html

Upps – eine Bombe, die bisher sehr leise platzt und in der Öffentlichkeit des Pferdesports nur zögerlich die Runde macht.

Offensichtlich geht es mit den Unbilden der herkömmlichen Hochleistungsreiterei schonmal nicht mehr so weiter wie bisher. Die permanente Negativdiskussion, natürlich provoziert durch die Szene selbst und genüßlich von der hungernden Massenmedienbranche aufgegriffen, zeigt im Gesamtbild der Reputation seine Wirkung. Man kann in immer schärfer werdenden Verdrängungswettbewerben keine Schwächen zulassen, diese werden sofort und gnadenlos bestraft. Leider verschwindet die Reiterei damit generell mehr und mehr aus dem Fernsehen – leider.

Die Auswirkungen auf jeden, der einfach „nur eben ein Pferd hat“, sind direkt und unwiderlegbar. Superstars der Szene setzen sich mit Pferdequälerei ins Aus, Fernsehbeiträge prangern unsachgemäßen Umgang mit Pferden an, und die riesengroße Schar der Freizeit- und Amateursportreiter verhält sich ja auch angreifbar. Man braucht nur die vielen hundert Amateurturniere landauf und landab aufzusuchen, wo man die Machenschaften der Großen im kleinen sehen kann – wo gruppendynamischen Effekte viel stärker die Unwissenheit im Umgang mit den Pferden praktisch wirksam werden lassen.

Unsere eigene Reitschulpraxis zeigt uns immer wieder, wie schwer es ist, den Kampf gegen Ausbinder, Rollkur, Sporen- und Hackenprügeln oder Gebissreißen im Maul der Pferde zu führen, ganz zu schweigen von den vielen ReiterInnen, die stunden- und rundenlang ihrem Pferd in den Rücken krachen – die übergroße Mehrheit dieser ReiterInnen glaubt nicht, dass sie dem Pferd etwas antun, ist überzeugt, alles richtig zu machen und wehrt sich hartnäckig gegen jede Kritik – geht meist sogar zum Gegenangrift über, mit welcher Rechtfertigung auch immer. ..

Um nicht in eine Denunzianten- oder Hetzkampagne zu verfallen, verzichten wir natürlich auf die tausenden Beispielbilder und -videos, die wir in jeden Blog laden könnten – soviele Anwaltskosten wollen wir auch nicht aufbringen. Spannend ist es aber schon, allein die Verkaufsanzeigen von Pferden, die mit Bildern oder Videos bestückt sind, zu analysieren. Weit über die Hälfte der gerittenen Pferde geht nicht über den Rücken, wird abgeriegelt, latscht über die Vorhand, läuft nicht im Takt – aber die Bilder werden von den Verkäufern ohne Wimpernzucken ins Netz gestellt – es existiert keinerlei Unrechtsbewußtsein.

Wie kann es denn gelingen, diese öffentliche Denunziation der Reiterei umzukehren, wie können wir als Reiter es schaffen, mit (vielleicht langweiligen) öffentlichen Auftritten in den Medien das Ansehen wieder herzustellen? Was den Schockemöhles als Veranstaltern eines der renommiertesten Großevents passiert ist, trifft auch die vielen kleinen Reitbetriebe, Reitschulen, Vereine und Privatreiter – das Bild in der Öffentlichkeit ist negativ geprägt. Den Schockemöhles entgehen EInnahmen, den kleinen Reitbetrieben wird es immer schwerer fallen, geeignetes Gelände für ihre Unternehmen zu finden und die Privatreiter kämpfen gegen die Beschneidung von Reitwegen und die Pferdesteuer – alles vergleichbare Auswirkungen ein und derselben Imageverschlechterung.

Insofern sitzen am Ende alle, die gern und genüßlich mit den Fingern aufeinander zeigen, in der gleichen Misere – und sind darauf angewiesen, gemeinsam nach Wegen zu suchen, die Reputation der Reiterei zu verbessern. Ein erster Schritt ist natürlich, eine pferde-, menschen- und umweltverträgliche Reiterei zu betreiben, schwarze Schafe zu eliminieren (auch wenn diese scheinbar in der Überzahl sind) und davon auch zu berichten – aber viel mehr noch dafür zu sorgen, dass endlich wieder glückliche, gesunde, ohne „Kinderarbeit“ ausgebildete Pferde ihren Leistungen entsprechenden Sport im Fernsehen platzieren können.

http://www.cahokia-reitschule.de – die Etwas Andere Reitschule im Süden Berlins und in Brandenburg!

http://www.facebook.com/Cahokia.Reitschule

Das Sportpferd – oder: Warum lernen manche nicht hinzu?

Beim Stöbern auf Facebook kommt einem auch die eine oder andere Pferdeverkaufsanzeige auf den Bildschirm – und man staunt, mit welchen Fotos und Kommentaren man seine sicher tollen Pferde versucht an den Mann zu bringen. Da taucht die Rollkur in Reinkultur auf, das Pferd tritt nicht unter, sondern kippt vornüber, es ist als jetzt fünfjähriges Pferd schon im letzten Jahr Turniere gegangen – alles zusammen wieder ein Kandidat, das zehnte Lebensjahr nicht gesund zu erreichen wie so viele andere.
Da wir erst kürzlich gemeinsam mit einer Reitschülerin auf der Suche nach einem Pferd durch die Berliner Reitställe getingelt sind, um den Anzeigen zu folgen, Da tauchen diese kaputtgerittenen Pferde zu Dutzenden auf – schade drum und unverantwortlich.

In einem Berliner Stall am Maifeld trafen wir auf einen 11jährigen Wallach – der auf den ersten Blick auch ein hübscher und lieber Charakter zu sein schien. Aber schon der Blick in die kleine dunkle Box offenbarte verschiedene Wunden an den Beinen und einen komischen Stand. Dann wurde er aus der Box zum Anbindeplatz geführt. Zu hören waren merkwrdige Geräusche aus den Fesselgelenken und das linke hintere Bein verdrehte sich bei jedem Schritt. Selbst nach den Vorreiten wurde dies nicht besser, die Geräusche in den Gelenken waren über 50 Meter Entfernung laut und deutlich zu vernehmen, der unklare Schritt blieb. Warum sollte das Pferd verkauft werden? Natürlich weil es für Springen und Dressur nicht mehr einsetzbar war – mit 11 Jahren eine Existenz als Pferdekrüppel, muß dies sein?

Sicher nein, aber dies bedarf eines verantwortungsbewußten Umgangs mit einem Pferd und Berücksichtigung der Anforderungen an eine pferdegerechte Ausbildung. Zurück zur Beispielanzeige aus ebay – die eventuell bald nicht mehr verfügbar ist, aber aus datenschutzrechtlichen Gründen kann ich die Bilder hier nicht verwenden – , die ganz deutlich zeigt, wie diese jungen Pferdekrüppel „produziert“ werden. Der Bedarf an Hochleistungspferden überschwemmt den Markt, die Elite wird von guten oder schlechten Profis in die Arena geschickt, die Auslese landet in mittel- und unterklassigen Ställen und wird von jungen, unerfahrenen selbsternannten Fachleuten mit allerlei Unsinn und Amateurwissen zurechtgeritten. Traurig ist dann, wenn diese Ahnungslosigkeit auch noch in Verkaufsanzeigen oder Youtube-Videos öffentlich gezeigt werden.
Ein Beispiel findet man auf meiner Startseite etwas weiter unten – „Schicke leichtrittige Hannoveraner Stute (Reitpferd-Dressurpferd)“.

http://kleinanzeigen.ebay.de/anzeigen/s-anzeige/schicke-leichtrittige-hannoveraner-stute-reitpferd-dressurpferd-/199663536-139-3033?ref=myads

www.cahokia-reitschule.de

Kurs „Körperarbeit“ – Feedback bestätigt die Intention

Der Kurs Körperarbeit, den Reitlehrerin Ute Oley auf der Cahokia Reitschule Reiner Oley anbietet, erfreut sich großer Beliebtheit – und ruft sicher das eine oder Erstaunen hervor, wie man einen Reitunterricht auch mal anders gestalten kann.

Bei Interesse kann man auf den Seiten der Cahokia Reitschule Reiner Oley nähere informationen erhalten, eine Teilnehmerbericht von Susa Ziegert veröffentlichen wir hier im Blog:

Trockenübungen mit Känguruhschwanz und Kranichflügel

Für Außenstehende dürften wir ein lustiges Bild abgegeben haben. Zehn Kursteilnehmer dirigieren sich paarweise über den Reitplatz. Die Augen mit einer Hand verdeckt, die andere Hand auf der Schulter der Vorderfrau. Ganze Bahn, Slalom und eine Stange übersteigen. Langsam, tastend setze ich mich mit meiner Partnerin in Bewegung. Vor allem die Position als Pferd ist erhellend, als ich mit einem Fuß an der Stange scharre, um die genaue Lage auszuloten. Schon oft habe ich gesehen, wie die Pferde so ein Hindernis vermessen, das genau im toten Winkel liegt. Genauso ein Gefühl haben wir mit geschlossenen Augen und einem Partner, der uns über die Schulter lenkt. In mehreren Übungen fühlen wir uns in die Position des Pferdes ein, machen uns aber auch den eigenen Führungsstil deutlich.

Im Tageskurs „Körperarbeit“, den Ute Oley in der Cahokia-Reitschule regelmäßig durchführt, geht es hauptsächlich um eine bessere Körperbeherrschung der Reiter. Übungen helfen dabei, die eigenen Bewegungen geschmeidiger zu gestalten, den Schwerpunkt zu suchen und sich Bilder einzuprägen, durch die sich die richtigen Positionen ausloten lassen. Statt im Sattel üben wir auf dem Trampolin „Känguruhschwanz“, „Beckenuhr“ und lassen unsere „Kranichflügel“ flattern.

Am Ende der Lerneinheit versuchen wir eine Anwendung des Gelernten mit dem Partner Pferd, dessen Reaktionen wir durch die Führübungen besser verstehen können. Auf dem Pferd fühlt sich mein Sitz durch die Übungen des Vormittags wunderbar geschmeidig an, das gefällt auch dem Pferdchen, das zufrieden kaut.

Der Kurs war sehr erhellend und hat mich wirklich weiter gebracht. Es war ein ganz toller Tag mit sehr sympathischen Kursteilnehmern. Ute gibt ihre Kurse mit sehr viel Einfühlvermögen und Humor. Danke!

Susa & Hanna“

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Boxenhaltung – ein Fernsehbeitrag und unsere Erfahrungen dazu

Ein 3sat-Fernsehbeitrag bringt einige Aspekte sehr kurz, aber eindeutig auf den Punkt.

Die Boxenhaltung ist und bleibt für Pferde die untypischste Haltungsform, die es geben kann – sicher trifft das auch auf Elefanten, Gnus und Antilopen und viele andere Tierarten zu, aber die haben wir nunmal nicht so häufig als Lieblings-Familienanhang zu Hause – und die Folgen können dramatisch sein.

Die Statistiken, wie auch im Film erwähnt, sagen, daß ein Pferd durchaus auch mal 30 Jahre alt werden kann, manche älter und manche eben nicht-viele rassetypischen Aspekte spielen dabei eine gewisse Rolle. Die Erreichbarkeit eines so hohen Alters geschieht dabei unter Beaufsichtigung der Menschen und der gezielten Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden.

Die Boxenhaltung schneidet im Vergleich zur Offenstallhaltung statistisch gesehen katastrophal ab, sofern man von einer gleichbleibenden medizinischen Grundversorgung ausgeht. Dies besagt, vergleiche ich ein Pferd in der Box mit einem in Offenstallhaltung lebenden Pferd, wird letzteres im Durchschnitt durchaus 15-20 Jahre älter. Soweit die Statistik der Wissenschaft – und für die Betrachtung möchte ich durchaus bei den veröffentlichten Statistiken trauen, auch wenn gefühlt der eine oder andere Grund die Statistikaussagen verfälschen kann.

Was bedeutet es, daß Pferde in Boxenhaltung eine deutlich geringere Lebenserwartung haben als Offenstall-Pferde? Die Hauptursachen sind nach meiner Meinung in zwei Kategorien einzuteilen.

Erster Grund sind echte körperliche Auswirkungen insbesondere der mangelnden und sehr ungleichmäßigen Bewegung, verbunden mit atypischer Fütterung, Futteraufnahme und Verdauung. Alle wissen, ein Pferd ist darauf ausgelegt, ca. 16 Stunden täglich in gebückt-wandernder Haltung langsam durch die Graslandschaften zu wandern und kontinuierlich das Verdauungssystem mit Futternachschub zu versorgen. Der Bewegungsapparat, die Sinneswahrnehmung und die Verdauungsorgane selbst sind perfekt darauf eingerichtet. Was passiert in der Box? Logischerweise genau das Gegenteil, das Pferd bewegt sich kaum, frisst die Masse des Futters meist aus einem hochliegenden Trog und bekommt dieses dreimal täglich. Um es genau zu betrachten, nur ganz wenige Ställe versuchen, diesen Kreislauf zu durchbrechen durch einen kürzeren oder längeren Weideauslauf. Dabei kenne ich aber keine Statistik, wieviele Stunden Weidegang pro Tag wie vielen Jahren Lebenszeitgewinn entsprechen könnten.

Der zweite Grund sind psychosoziale Auswirkungen. Wieder der Sprung in die Natur, worauf ist ein Pferd optimal ausgelegt? EInmal natürlich auf Beschäftigung, Pferde sind aufmerksame, erlebnishungrige, die Umwelt registrierende Wesen und haben darauf ausgerichtete Denk- und Verhaltensmuster. Was passiert, wenn dieses Wesen von Umwelt und Verhaltensausübung abgeschnitten ist? Pferde reagieren mit Verhaltens- und Sozialstörungen. Sie suchen sich verhaltensuntypische, meist gesundheitsschädliche Beschäftigungen, um Kopf und Sinne in Bewegung zu halten. Sie erkunden nicht die Umgebung, sondern koppen und weben, um einfach Verbindungen zwischen Denk- und Bewegungsapparat am Leben zu erhalten. Die so entwickelten Zwangsneurosen sind meiner Meinung nach mit dem Überlebensdrang eines Fluchttieres zu begründen, denn nach wie vor suggerieren die Instinkte dem Pferd, scharfe Sinne zu behalten, die bei Gefahr das Pferd schnellstmöglich in Bewegung versetzen können. Dem Sicherheitsbedürfnis eines Pferdes angepasstes Sozialverhalten, sprich das Leben in einer Gruppe, die miteinander lernt, lebt, sich schützt und unterstützt, kann eine Boxenhaltung in keinster Weise entsprechen.

Das Fazit, die Boxenhaltung widerspricht sämtlichen körperlichen und psychosozialen Notwendigkeiten für eine gesunde Lebensform – das Pferd quittiert dies „natürlich“ mit einem schnelleren Ableben, da die Lebensreserven, die ihm am Anfang mitgegeben werden, viel schneller verbraucht sind als bei einem Pferd, dass in freier Natur nicht nur weniger Ressourcen vergeudet, sondern auch noch „nachtanken“ kann.

Unsere Erfahrungen belegen dies eindrucksvoll. In unserem Bestand gibt es auch einige Pferde, die aus einer reinen Boxenhaltung kommen und bereits deutlich mehr Lebensenergie verbraucht haben als die vergleichbaren Pferde aus unserer Offenstallhaltung. Ein Pferd lebt mit den Folgen der schlechten Luft eines engen, muffigen Stalles sowie einer Verhaltensstörung, das Pferd ist dämpfig und koppt. Ein anderes Pferd hat den hohen Sportbelastungen nur bedingt standhalten können. Die schnellen Wechsel zwischen absolutem Bewegungsmangel und geforderter Höchstleistung führten zu einer schweren Arthrose in den Hinterbeinen, daher ist die Stute heute unser „Ruhestands“-Pferd. Ihre Boxenaggression konnte sie glücklicherweise bereits nach wenigen Jahren Offenstallhaltung größtenteils ablegen. Es gibt nur noch wenige Situationen, die bestimmte Erinnerungen an die Boxenzeit und Überlastung antriggern und eine negative Reaktion hervorrufen – aber es ist kein Vergleich mehr zur Boxenzeit, als man ernsthaft überlegte, ein Schild anzubringen: „Bitte nicht nähern, Pferd beißt!“ und nur ganz wenige Menschen gefahrlos die Box misten konnten, ohne der Gefahr eines Trittes ausgesetzt zu sein. Ein drittes Beispiel für die Auswirkungen der Boxenhaltung zeigten sich bei unserem Traber, der trotz entgegengesetzter Beteuerungen keinerlei herdentaugliches Verhalten mitbrachte. Vom Grundtypus ein dominanterer Charakter, traute er sich am Anfang nicht an das Heu und wurde von der Herde komplett ausgestossen – es führte überhaupt kein Weg hinein, er drohte lieber verhungern zu wollen als sich in die Herde integrieren zu wollen. Als glücklicher Umstand erwies sich der Umzug auf ein anderes Gelände, was dem Traber die Chance gab, die Herdenunsicherheit und -neuausrichtung zu nutzen, sich in der Rangordnung nach oben zu kämpfen. Heute ist er dominant an vorderster Stelle in der Herde, zeigt aber auch hier mitunter überzogenes Sozialverhalten, indem er sich aus unbekanntem Grunde plötzlich ein Pferd aussucht, welches er mit großer und überzogener Vehemenz zurechtweisen und dominieren will und sämtliche Signale der Ergebenheit und des Zurückweichens des ausgesuchten Opfers ignoriert oder verkennt. Auf Deutsch: Er kriegt sich nicht ein! Auch dieses Verhalten, welches heute zum Glück nur noch selten auftritt und sich sehr einfach durch deutliche Mehrbeschäftigung korrigieren läßt, läßt sich auf mangelnde soziale Kontakte zurückführen. Am Anfang konnten wir ihn in solchen Situationen nur für eine Weile aus der Herde nehmen, dies ist heute nicht mehr notwendig.

Die beschriebenen Verhaltensstörungen, körperliche und psychosoziale, kennen wir von unseren Offenstallpferden nicht. Sowohl die aus Offenstallhaltung gekauften als auch die eigenen Nachzuchten, mittlerweile 31, verhalten sich deutlich näher am gewünschten natürlichen Verhalten, sofern man das beurteilen kann. Schließlich sind gerade in Mitteleuropa kaum noch Wildpferde unterwegs, und wie existierenden Wildpferde auf dieser Welt wurden noch nicht so intensiv untersucht, da man ja domestizierte Pferde vor der Nase hat.

Natürlich gibt es wie immer noch einige andere Aspekte, die bezüglich der Statistiken beachtet werden sollten, da sie diese sich mitunter verzerrend auswirken könnten. Im allgemeinen Verständnis gilt nach wie vor die Boxenhaltung als elitär, sauber und schön, woher auch immer dieses Veständnis herührt. Wer etwas auf sich hält und darstellen will – auch finanziell – stellt sein Pferd sehr oft in die Box, da ist es sauber, es wird sich gekümmert, das Futter kann nie zu teuer sein, die teure Ausrüstung kommt in sauberen Ställen und bei sauberen Pferden nicht zu schaden – man kann also immer damit prahlen. Außerdem wirkt für viele ein gesunder Heubauch deutlich unschöner als eine krankhaft angefressene Schlankheit bei „schönen“ Dressur- und Springpferden. Hier liegt noch vieles im Argen – umgedreht bedeutet es aber sehr oft auch, dass die Pferde medizinisch mehr versorgt werden, jede OP bezahlt werden kann und bezahlt wird – Pferde können mit Geld länger am Leben bleiben. Ein anderer Aspekt, der sehr oft zu Boxenhaltung führt, ist die Tatsache der Enge, gerade in den Ballungsräumen der Großstädte – es gäbe nie und nimmer ausreichende Flächen, um alle Boxenpferde artgerecht in Offenställen unterzubringen. Boxen sind sicher teuer, Ländereien in Großstadtnähe aber keineswegs billiger.

Ein nachteiliger Aspekt für die Lebenserwartung bei Pferden in Offenstallhaltung ergibt sich aus einem ganz anderen Zusammenhang. Den vielen, sehr guten und ambitioniert (und teuer) geführten Offenställen steht eine nicht geringe Zahl von armseligen Haltungen gegenüber. Dies resultiert daraus, daß eine Offenstallhaltung im Minimum der Anforderungen eine preiswerte Alternative sein kann und somit für viele finanzschwache Menschen die einzige Alternative zum Pferdebesitz ist. Leider geht dies oft damit einher, daß sich das Geldsparen in Versorgung und Fütterung, bei Ausbildung und medizinischer Betreuung fortsetzt. Dabei steht nicht die Offenstallhaltung selbst am Pranger, sondern die Unverantwortlichkeit von Pferdehaltern, der leider auch viele Pferde in Offenstallhaltung vorzeitig zum Opfer fallen.

Obwohl die Offenstallhaltung nachweislich die pferdegerechtere Haltungsform darstellt, gibt es noch viele Probleme zu lösen, bis vielleicht alle Pferde etwas davon haben.

Zuerst ist es eine Sache der Einstellung bei den Pferdehaltern: Pferdehaltung bedeutet Respekt und Achtung vor dem Tier und keine Selbstdarstellung oder Ersatz des eigenen Egos. Breite Schichten des Pferdewesens müssen näher zusammenrücken.

Die künstlichen Diskrepanzen zwischen Leistungssport- und Freizeitreiterei, zwischen Englischer, Western und allen anderen „Reitweisen“ sowie zwischen armen und reichen Pferdehaltern dürfen sich nicht über das Wohlbefinden des Pferdes ausstreiten.

Die althergebrachten politischen Richtlinien zwischen städtischer (gewerblicher) und landwirtschaftlicher Pferdehaltung müssen zwingend angepasst werden. Wir kennen selbst die schier unlösbare Konstellation, die einem normalverdienenden, nichtbäuerlichem Pferdehaltungsbetrieb entgegensteht, eine artgerechte Pferdehaltung in einem  wirtschaftlich lukrativen Einzugsgebiet zu betreiben. Die Vorschriften in Deutschland sind so eng gestrickt, daß im Ernstfall mindestens eines von 7 involvierten Ämtern immer „Nein“ sagen kann.

Mein Eindruck ist, daß gerade in Berlin die Pferdehaltung mit dem Bau des Berliner Flughafens vergleichbar ist: („Alle wollen so schnell und nah wie möglich abfliegen, aber keiner will den Flughafen“) – Alle wollen in unmittelbarer Nähe möglichst günstig und immer reiten, aber Pferde in der Nachbarschaft stören ungemein! Dies macht eine Offenstallhaltung sehr schwer, die baurechtlichen und gemeindesatzungsrechtlichen Bestimmungen lassen kaum Raum, während die gewerblichen Boxenställe „lediglich“ den viel weicheren veterinäramtsrechtlichen Bestimmungen folgen müssen – in der politischen Realität hat ein Bauamt deutlich mehr Macht als ein Veterinäramt. Wäre das umgekehrt, könnten sicher viel mehr verantwortlich geführte Offenställe überleben und den Pferden Gutes tun.

Quintessenz: Wem nützen die bewiesenen wissenschaftlichen Tatsachen in der praktischen Realität?

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IT-Management, Mittelstand und Stallbetreiber – Gemeinsamkeiten?!?!

Das Seminarprogramm des Oley IIV spiegelt die Erfahrungen des praktischen Wirkens am Markt wieder und diese Praxisnähe ist auch das Alleinstellungsmerkmal.

Ein Seminar wendet sich an Manager und Unternehmer im Mittelstand, die ihre IT-Projekte erfolgreicher und nutzbringender realisieren möchten. Kernpunkt ist die richtige Kommunikation und Information zwischen und mit allen Projektbeteiligten sowie die verantwortungsvolle Planung und Kontrolle der IT-Maßnahmen und Projekte zwischen Aufwand und Hemdsärmligkeit.

XINGMittelstand

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Der zweite Lehrgang richtet sich speziell an Reitstallbetreiber und solche, die bisher noch nicht wußten, daß sie einen gewerblichen Reitbetrieb unterhalten. Oftmals sind die Kriterien der Einstufung völlig diffus. Allerdings ist vielen nicht bewußt, welche Aufgaben sie alle zu erfüllen haben und vor allem nicht wie.

Kommerzielle Reitbetriebe sind nicht nur Reitschulen, Reiterhöfe oder Sportvereine, sondern vielmehr viele in der Grauzone werkelnde Pferdefreunde. Wer auf einem Grundstück zu seinem eigenen Pferd noch das der Freundin oder des Freundes dazustellt, betreibt plötzlich die gewerbliche Pferdehaltung u.v.a.m. Sich dieser Rolle bewußt zu werden ist das Ansinnen des Lehrgangs.

SeminarStallbetreiber

Luna – oder was macht eine Reitschule mit einem Pferd, was nicht zu reiten ist?

LunaDaniRittEine kleine Story über eines unserer Pferde – Luna, eine Stute, die heute ca. 10 Jahre alt ist und nun zwei Jahre bei uns ist. Die Vorgeschichte kennen wir nur bruchstückhaft und aus überlieferten Erzählungen der letzten Besitzer.

Aber irgendwas, sagen wir mal vorsichtig, Merkwürdiges muß die ersten Jahre dieses Ponies geprägt haben – und darauf hin kamen noch einige Dinge hinzu. Die Geschichte in ihrem aktuellen Status.

Die vorletzte Besitzerin berichtete anlässlich eines Lehrganges von einem Pferd, dass bei ihr in der Reitschule nicht reitbar war und somit keine Verwendung fand – um das Pferd nicht nur umherstehen zu lassen, fragte sie, ob wir nicht eine Möglichkeit sähen, dem Pony eine Zukunft geben zu können.

Mehrere Eigenarten prägten Luna`s Verhalten – sie konnte keinen Sattel tragen, erst recht keinen Reiter. Panische Angstattacken mit für Pferd und Mensch lebensgefährlichen Ausbrüchen waren typisch. Als das Pony das letzte Mal auf den Hänger gebracht wurde, ging das angeblich nur mit verbundenen Augen. EIne Methode, die mit Sicherheit nicht als geeignet anzusehen ist. Während der Ausbildungsversuche, mit dem Pony reiten zu können, gab es einen Unfall, in dessen Folge Luna sich sehr schwer verletzte und mehrere Wochen in der Klinik zubringen mußte.

Folge waren traumatische Verhaltensweisen, die nicht nur das Reiten, sondern selbst das Satteln unmöglich machten. An ein Reiten mit einem an sich sehr netten Pony war also nicht zu denken. Wofür entschieden wir uns?

Zunächst gingen wir den für uns einfachen Weg – eine Reitschülerin, die bereits viele Jahre bei uns reitet, interessierte sich für ein eigenes Pferd. Somit einigten wir uns mit ihr, bei der Ausbildung zu helfen. Allerdings erwies sich die Aufgabe als zu aufwendig – es hätte sehr lange gedauert, bis unsere Reitschülerin mit dem Pferd hätte reiten können. Somit übernahmen wir es selbst im Tausch gegen ein „fertiges“ Pony und starteten selbst mit der Ausbildung.

Natürlich gingen auch wir zunächst daran zu testen, was genau die Panikattacken des Pferdes auslöste und welche Ansätze erfolgversprechend sein können, das Vertrauen in den Reiter wiederzugewinnen. Der Ansatz unserer Wahl bestand darin, einfach von vorn anzufangen, als hätte noch nie jemand auf dem Pony gesessen. Also ging es los mit der Tippeltappeltour der Bodenarbeit, allen Übungen der Vertrauensbildung und der Gymnastizierung. Die ersten Erfolge stellten sich überraschend schnell ein – leider unterlief uns dann ein Fehler, mit dem wir nicht rechnen konnten.

Eine Reitschülerin fand Spass daran, uns bei der Ausbildung von Luna zu unterstützen und wir vertrauten darauf, dass sie sorgsam mit dem Pony umgehen wird. Lange Zeit, gerade am Anfang, handelte sie unter unserer Aufsicht und Anleitung sehr erfolgreich. Zu diesem Zeitpunkt nicht ausreichend bewußt war uns die Tatsache, dass die Reitschülerin eigene psychische Probleme hatte, die es ihr unmöglich machten, die notwendige Geduld aufzubringen.

Aus dem daraus resultierenden Verhalten zerstörte sie das mühsam aufgebaute Vertrauen mit einem Schlag. Zum Schutze des Pferdes mußten wir die Betreuung wieder in die eigenen Hände nehmen und erneut mit dem Aufbau beginnen. Die wichtigste Lektion für Luna bestand erneut in der Vertrauensbildung.

Seit diesem Zeitpunkt ist nun fast wieder ein Jahr Arbeit vorüber – und Luna ist immer noch kein Schulpferd. Die Traumata sitzen tief und fest – allerdings gibt es wieder Erfolge. Der letzte Erfolg, der uns sehr optimistisch stimmt, war uns in dieser Woche beschieden. EIne Reiterin konnte sich das erste Mal seit Jahren wieder auf den Rücken des Ponies setzen. Der erste Versuch war noch mit Führung, aber schon beim zweiten Probieren konnte sie die Zügel wieder in die Hand nehmen. Zur Sicherheit begleitete eine andere Reiterin das Gespann vom Boden aus, aber es war der erste selbständige, panikfreie Ritt seit dem Unfall vor vielen Jahren.

Jetzt haben wir die Aufgabe, diesen Zustand zu stabilisieren, damit ein nachhaltiger vertrauensvoller Umgang mit Luna möglich wird. Warum betreiben wir diesen Aufwand?

Dafür gibt es mehrere Gründe – am Anfang steht natürlich die Wertschätzung gegenüber dem Lebewesen. Aufgabe war, Traumata bei Luna zu überwinden und Vertrauen zum Menschen wieder herzustellen. Sicher ist es auch eine Herausforderung, wenn wir am Ende Erfolg haben und wir ein Reitpony zur Verfügung haben.

Welchen Nutzen ziehen wir aber noch aus dieser Ausbildung des Pferdes? Es ist für unsere Reitschüler ein lebendes Beispiel, welche Methoden und Möglichkeiten bei der Ausbildung eines wahrlich nicht einfachen Pferdes zum Einsatz kommen. Selbst ein noch so schwieriges Pferd kann man mit Behutsamkeit und Sorgfalt ausbilden – und unsere Reitschüler können jeden Schritt verfolgen. So gibt es viele Lehrstunden in der Pferdeausbildung.

Der kommerzielle Aspekt kann bei einem Pferd wie Luna sicher weniger positiv betrachtet werden – im Moment wissen wir noch nicht, ob einmal ein „Schulpferd“ rauskommt. Massgebend ist dafür ein hohes Maß an Verlässlichkeit, dass wir gemäß selbst gestellter Ansprüche noch nicht garantieren können. Aber mit dem heutigen Stand sind wir sehr optimistisch, zumindest ein Reitbeteiligungspferd haben zu können. Die passende Reitbeteiligung bleibt noch zu finden, im Augenblick kümmern sich zwei Reiterinnen um den weiteren Fortschritt. Beide werden das auch in Zukunft tun, aber als Reiterinnen auf Dauer sind beide schon zu groß. Aber alles der Reihe nach.

Soweit der Stand zum heutigen Tage – und eine Erklärung dafür, warum wir uns über diesen kleinen/großen erreichten Fortschritt so freuen.

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