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Aus für die German Classics – und das „kleine Reiterlein“ ?..

Eine der in der Pferdewelt einschlagendsten Meldungen ist die Absage der German Classics durch die Veranstalter – Paul Schockemöhle Marketing GmbH – veröffentlicht auf der unternehmenseigenen Webseite:

http://www.pst-marketing.de/index.php/hannover.html

Upps – eine Bombe, die bisher sehr leise platzt und in der Öffentlichkeit des Pferdesports nur zögerlich die Runde macht.

Offensichtlich geht es mit den Unbilden der herkömmlichen Hochleistungsreiterei schonmal nicht mehr so weiter wie bisher. Die permanente Negativdiskussion, natürlich provoziert durch die Szene selbst und genüßlich von der hungernden Massenmedienbranche aufgegriffen, zeigt im Gesamtbild der Reputation seine Wirkung. Man kann in immer schärfer werdenden Verdrängungswettbewerben keine Schwächen zulassen, diese werden sofort und gnadenlos bestraft. Leider verschwindet die Reiterei damit generell mehr und mehr aus dem Fernsehen – leider.

Die Auswirkungen auf jeden, der einfach „nur eben ein Pferd hat“, sind direkt und unwiderlegbar. Superstars der Szene setzen sich mit Pferdequälerei ins Aus, Fernsehbeiträge prangern unsachgemäßen Umgang mit Pferden an, und die riesengroße Schar der Freizeit- und Amateursportreiter verhält sich ja auch angreifbar. Man braucht nur die vielen hundert Amateurturniere landauf und landab aufzusuchen, wo man die Machenschaften der Großen im kleinen sehen kann – wo gruppendynamischen Effekte viel stärker die Unwissenheit im Umgang mit den Pferden praktisch wirksam werden lassen.

Unsere eigene Reitschulpraxis zeigt uns immer wieder, wie schwer es ist, den Kampf gegen Ausbinder, Rollkur, Sporen- und Hackenprügeln oder Gebissreißen im Maul der Pferde zu führen, ganz zu schweigen von den vielen ReiterInnen, die stunden- und rundenlang ihrem Pferd in den Rücken krachen – die übergroße Mehrheit dieser ReiterInnen glaubt nicht, dass sie dem Pferd etwas antun, ist überzeugt, alles richtig zu machen und wehrt sich hartnäckig gegen jede Kritik – geht meist sogar zum Gegenangrift über, mit welcher Rechtfertigung auch immer. ..

Um nicht in eine Denunzianten- oder Hetzkampagne zu verfallen, verzichten wir natürlich auf die tausenden Beispielbilder und -videos, die wir in jeden Blog laden könnten – soviele Anwaltskosten wollen wir auch nicht aufbringen. Spannend ist es aber schon, allein die Verkaufsanzeigen von Pferden, die mit Bildern oder Videos bestückt sind, zu analysieren. Weit über die Hälfte der gerittenen Pferde geht nicht über den Rücken, wird abgeriegelt, latscht über die Vorhand, läuft nicht im Takt – aber die Bilder werden von den Verkäufern ohne Wimpernzucken ins Netz gestellt – es existiert keinerlei Unrechtsbewußtsein.

Wie kann es denn gelingen, diese öffentliche Denunziation der Reiterei umzukehren, wie können wir als Reiter es schaffen, mit (vielleicht langweiligen) öffentlichen Auftritten in den Medien das Ansehen wieder herzustellen? Was den Schockemöhles als Veranstaltern eines der renommiertesten Großevents passiert ist, trifft auch die vielen kleinen Reitbetriebe, Reitschulen, Vereine und Privatreiter – das Bild in der Öffentlichkeit ist negativ geprägt. Den Schockemöhles entgehen EInnahmen, den kleinen Reitbetrieben wird es immer schwerer fallen, geeignetes Gelände für ihre Unternehmen zu finden und die Privatreiter kämpfen gegen die Beschneidung von Reitwegen und die Pferdesteuer – alles vergleichbare Auswirkungen ein und derselben Imageverschlechterung.

Insofern sitzen am Ende alle, die gern und genüßlich mit den Fingern aufeinander zeigen, in der gleichen Misere – und sind darauf angewiesen, gemeinsam nach Wegen zu suchen, die Reputation der Reiterei zu verbessern. Ein erster Schritt ist natürlich, eine pferde-, menschen- und umweltverträgliche Reiterei zu betreiben, schwarze Schafe zu eliminieren (auch wenn diese scheinbar in der Überzahl sind) und davon auch zu berichten – aber viel mehr noch dafür zu sorgen, dass endlich wieder glückliche, gesunde, ohne „Kinderarbeit“ ausgebildete Pferde ihren Leistungen entsprechenden Sport im Fernsehen platzieren können.

http://www.cahokia-reitschule.de – die Etwas Andere Reitschule im Süden Berlins und in Brandenburg!

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Das Sportpferd – oder: Warum lernen manche nicht hinzu?

Beim Stöbern auf Facebook kommt einem auch die eine oder andere Pferdeverkaufsanzeige auf den Bildschirm – und man staunt, mit welchen Fotos und Kommentaren man seine sicher tollen Pferde versucht an den Mann zu bringen. Da taucht die Rollkur in Reinkultur auf, das Pferd tritt nicht unter, sondern kippt vornüber, es ist als jetzt fünfjähriges Pferd schon im letzten Jahr Turniere gegangen – alles zusammen wieder ein Kandidat, das zehnte Lebensjahr nicht gesund zu erreichen wie so viele andere.
Da wir erst kürzlich gemeinsam mit einer Reitschülerin auf der Suche nach einem Pferd durch die Berliner Reitställe getingelt sind, um den Anzeigen zu folgen, Da tauchen diese kaputtgerittenen Pferde zu Dutzenden auf – schade drum und unverantwortlich.

In einem Berliner Stall am Maifeld trafen wir auf einen 11jährigen Wallach – der auf den ersten Blick auch ein hübscher und lieber Charakter zu sein schien. Aber schon der Blick in die kleine dunkle Box offenbarte verschiedene Wunden an den Beinen und einen komischen Stand. Dann wurde er aus der Box zum Anbindeplatz geführt. Zu hören waren merkwrdige Geräusche aus den Fesselgelenken und das linke hintere Bein verdrehte sich bei jedem Schritt. Selbst nach den Vorreiten wurde dies nicht besser, die Geräusche in den Gelenken waren über 50 Meter Entfernung laut und deutlich zu vernehmen, der unklare Schritt blieb. Warum sollte das Pferd verkauft werden? Natürlich weil es für Springen und Dressur nicht mehr einsetzbar war – mit 11 Jahren eine Existenz als Pferdekrüppel, muß dies sein?

Sicher nein, aber dies bedarf eines verantwortungsbewußten Umgangs mit einem Pferd und Berücksichtigung der Anforderungen an eine pferdegerechte Ausbildung. Zurück zur Beispielanzeige aus ebay – die eventuell bald nicht mehr verfügbar ist, aber aus datenschutzrechtlichen Gründen kann ich die Bilder hier nicht verwenden – , die ganz deutlich zeigt, wie diese jungen Pferdekrüppel „produziert“ werden. Der Bedarf an Hochleistungspferden überschwemmt den Markt, die Elite wird von guten oder schlechten Profis in die Arena geschickt, die Auslese landet in mittel- und unterklassigen Ställen und wird von jungen, unerfahrenen selbsternannten Fachleuten mit allerlei Unsinn und Amateurwissen zurechtgeritten. Traurig ist dann, wenn diese Ahnungslosigkeit auch noch in Verkaufsanzeigen oder Youtube-Videos öffentlich gezeigt werden.
Ein Beispiel findet man auf meiner Startseite etwas weiter unten – „Schicke leichtrittige Hannoveraner Stute (Reitpferd-Dressurpferd)“.

http://kleinanzeigen.ebay.de/anzeigen/s-anzeige/schicke-leichtrittige-hannoveraner-stute-reitpferd-dressurpferd-/199663536-139-3033?ref=myads

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Kurs „Körperarbeit“ – Feedback bestätigt die Intention

Der Kurs Körperarbeit, den Reitlehrerin Ute Oley auf der Cahokia Reitschule Reiner Oley anbietet, erfreut sich großer Beliebtheit – und ruft sicher das eine oder Erstaunen hervor, wie man einen Reitunterricht auch mal anders gestalten kann.

Bei Interesse kann man auf den Seiten der Cahokia Reitschule Reiner Oley nähere informationen erhalten, eine Teilnehmerbericht von Susa Ziegert veröffentlichen wir hier im Blog:

Trockenübungen mit Känguruhschwanz und Kranichflügel

Für Außenstehende dürften wir ein lustiges Bild abgegeben haben. Zehn Kursteilnehmer dirigieren sich paarweise über den Reitplatz. Die Augen mit einer Hand verdeckt, die andere Hand auf der Schulter der Vorderfrau. Ganze Bahn, Slalom und eine Stange übersteigen. Langsam, tastend setze ich mich mit meiner Partnerin in Bewegung. Vor allem die Position als Pferd ist erhellend, als ich mit einem Fuß an der Stange scharre, um die genaue Lage auszuloten. Schon oft habe ich gesehen, wie die Pferde so ein Hindernis vermessen, das genau im toten Winkel liegt. Genauso ein Gefühl haben wir mit geschlossenen Augen und einem Partner, der uns über die Schulter lenkt. In mehreren Übungen fühlen wir uns in die Position des Pferdes ein, machen uns aber auch den eigenen Führungsstil deutlich.

Im Tageskurs „Körperarbeit“, den Ute Oley in der Cahokia-Reitschule regelmäßig durchführt, geht es hauptsächlich um eine bessere Körperbeherrschung der Reiter. Übungen helfen dabei, die eigenen Bewegungen geschmeidiger zu gestalten, den Schwerpunkt zu suchen und sich Bilder einzuprägen, durch die sich die richtigen Positionen ausloten lassen. Statt im Sattel üben wir auf dem Trampolin „Känguruhschwanz“, „Beckenuhr“ und lassen unsere „Kranichflügel“ flattern.

Am Ende der Lerneinheit versuchen wir eine Anwendung des Gelernten mit dem Partner Pferd, dessen Reaktionen wir durch die Führübungen besser verstehen können. Auf dem Pferd fühlt sich mein Sitz durch die Übungen des Vormittags wunderbar geschmeidig an, das gefällt auch dem Pferdchen, das zufrieden kaut.

Der Kurs war sehr erhellend und hat mich wirklich weiter gebracht. Es war ein ganz toller Tag mit sehr sympathischen Kursteilnehmern. Ute gibt ihre Kurse mit sehr viel Einfühlvermögen und Humor. Danke!

Susa & Hanna“

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Boxenhaltung – ein Fernsehbeitrag und unsere Erfahrungen dazu

Ein 3sat-Fernsehbeitrag bringt einige Aspekte sehr kurz, aber eindeutig auf den Punkt.

Die Boxenhaltung ist und bleibt für Pferde die untypischste Haltungsform, die es geben kann – sicher trifft das auch auf Elefanten, Gnus und Antilopen und viele andere Tierarten zu, aber die haben wir nunmal nicht so häufig als Lieblings-Familienanhang zu Hause – und die Folgen können dramatisch sein.

Die Statistiken, wie auch im Film erwähnt, sagen, daß ein Pferd durchaus auch mal 30 Jahre alt werden kann, manche älter und manche eben nicht-viele rassetypischen Aspekte spielen dabei eine gewisse Rolle. Die Erreichbarkeit eines so hohen Alters geschieht dabei unter Beaufsichtigung der Menschen und der gezielten Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden.

Die Boxenhaltung schneidet im Vergleich zur Offenstallhaltung statistisch gesehen katastrophal ab, sofern man von einer gleichbleibenden medizinischen Grundversorgung ausgeht. Dies besagt, vergleiche ich ein Pferd in der Box mit einem in Offenstallhaltung lebenden Pferd, wird letzteres im Durchschnitt durchaus 15-20 Jahre älter. Soweit die Statistik der Wissenschaft – und für die Betrachtung möchte ich durchaus bei den veröffentlichten Statistiken trauen, auch wenn gefühlt der eine oder andere Grund die Statistikaussagen verfälschen kann.

Was bedeutet es, daß Pferde in Boxenhaltung eine deutlich geringere Lebenserwartung haben als Offenstall-Pferde? Die Hauptursachen sind nach meiner Meinung in zwei Kategorien einzuteilen.

Erster Grund sind echte körperliche Auswirkungen insbesondere der mangelnden und sehr ungleichmäßigen Bewegung, verbunden mit atypischer Fütterung, Futteraufnahme und Verdauung. Alle wissen, ein Pferd ist darauf ausgelegt, ca. 16 Stunden täglich in gebückt-wandernder Haltung langsam durch die Graslandschaften zu wandern und kontinuierlich das Verdauungssystem mit Futternachschub zu versorgen. Der Bewegungsapparat, die Sinneswahrnehmung und die Verdauungsorgane selbst sind perfekt darauf eingerichtet. Was passiert in der Box? Logischerweise genau das Gegenteil, das Pferd bewegt sich kaum, frisst die Masse des Futters meist aus einem hochliegenden Trog und bekommt dieses dreimal täglich. Um es genau zu betrachten, nur ganz wenige Ställe versuchen, diesen Kreislauf zu durchbrechen durch einen kürzeren oder längeren Weideauslauf. Dabei kenne ich aber keine Statistik, wieviele Stunden Weidegang pro Tag wie vielen Jahren Lebenszeitgewinn entsprechen könnten.

Der zweite Grund sind psychosoziale Auswirkungen. Wieder der Sprung in die Natur, worauf ist ein Pferd optimal ausgelegt? EInmal natürlich auf Beschäftigung, Pferde sind aufmerksame, erlebnishungrige, die Umwelt registrierende Wesen und haben darauf ausgerichtete Denk- und Verhaltensmuster. Was passiert, wenn dieses Wesen von Umwelt und Verhaltensausübung abgeschnitten ist? Pferde reagieren mit Verhaltens- und Sozialstörungen. Sie suchen sich verhaltensuntypische, meist gesundheitsschädliche Beschäftigungen, um Kopf und Sinne in Bewegung zu halten. Sie erkunden nicht die Umgebung, sondern koppen und weben, um einfach Verbindungen zwischen Denk- und Bewegungsapparat am Leben zu erhalten. Die so entwickelten Zwangsneurosen sind meiner Meinung nach mit dem Überlebensdrang eines Fluchttieres zu begründen, denn nach wie vor suggerieren die Instinkte dem Pferd, scharfe Sinne zu behalten, die bei Gefahr das Pferd schnellstmöglich in Bewegung versetzen können. Dem Sicherheitsbedürfnis eines Pferdes angepasstes Sozialverhalten, sprich das Leben in einer Gruppe, die miteinander lernt, lebt, sich schützt und unterstützt, kann eine Boxenhaltung in keinster Weise entsprechen.

Das Fazit, die Boxenhaltung widerspricht sämtlichen körperlichen und psychosozialen Notwendigkeiten für eine gesunde Lebensform – das Pferd quittiert dies „natürlich“ mit einem schnelleren Ableben, da die Lebensreserven, die ihm am Anfang mitgegeben werden, viel schneller verbraucht sind als bei einem Pferd, dass in freier Natur nicht nur weniger Ressourcen vergeudet, sondern auch noch „nachtanken“ kann.

Unsere Erfahrungen belegen dies eindrucksvoll. In unserem Bestand gibt es auch einige Pferde, die aus einer reinen Boxenhaltung kommen und bereits deutlich mehr Lebensenergie verbraucht haben als die vergleichbaren Pferde aus unserer Offenstallhaltung. Ein Pferd lebt mit den Folgen der schlechten Luft eines engen, muffigen Stalles sowie einer Verhaltensstörung, das Pferd ist dämpfig und koppt. Ein anderes Pferd hat den hohen Sportbelastungen nur bedingt standhalten können. Die schnellen Wechsel zwischen absolutem Bewegungsmangel und geforderter Höchstleistung führten zu einer schweren Arthrose in den Hinterbeinen, daher ist die Stute heute unser „Ruhestands“-Pferd. Ihre Boxenaggression konnte sie glücklicherweise bereits nach wenigen Jahren Offenstallhaltung größtenteils ablegen. Es gibt nur noch wenige Situationen, die bestimmte Erinnerungen an die Boxenzeit und Überlastung antriggern und eine negative Reaktion hervorrufen – aber es ist kein Vergleich mehr zur Boxenzeit, als man ernsthaft überlegte, ein Schild anzubringen: „Bitte nicht nähern, Pferd beißt!“ und nur ganz wenige Menschen gefahrlos die Box misten konnten, ohne der Gefahr eines Trittes ausgesetzt zu sein. Ein drittes Beispiel für die Auswirkungen der Boxenhaltung zeigten sich bei unserem Traber, der trotz entgegengesetzter Beteuerungen keinerlei herdentaugliches Verhalten mitbrachte. Vom Grundtypus ein dominanterer Charakter, traute er sich am Anfang nicht an das Heu und wurde von der Herde komplett ausgestossen – es führte überhaupt kein Weg hinein, er drohte lieber verhungern zu wollen als sich in die Herde integrieren zu wollen. Als glücklicher Umstand erwies sich der Umzug auf ein anderes Gelände, was dem Traber die Chance gab, die Herdenunsicherheit und -neuausrichtung zu nutzen, sich in der Rangordnung nach oben zu kämpfen. Heute ist er dominant an vorderster Stelle in der Herde, zeigt aber auch hier mitunter überzogenes Sozialverhalten, indem er sich aus unbekanntem Grunde plötzlich ein Pferd aussucht, welches er mit großer und überzogener Vehemenz zurechtweisen und dominieren will und sämtliche Signale der Ergebenheit und des Zurückweichens des ausgesuchten Opfers ignoriert oder verkennt. Auf Deutsch: Er kriegt sich nicht ein! Auch dieses Verhalten, welches heute zum Glück nur noch selten auftritt und sich sehr einfach durch deutliche Mehrbeschäftigung korrigieren läßt, läßt sich auf mangelnde soziale Kontakte zurückführen. Am Anfang konnten wir ihn in solchen Situationen nur für eine Weile aus der Herde nehmen, dies ist heute nicht mehr notwendig.

Die beschriebenen Verhaltensstörungen, körperliche und psychosoziale, kennen wir von unseren Offenstallpferden nicht. Sowohl die aus Offenstallhaltung gekauften als auch die eigenen Nachzuchten, mittlerweile 31, verhalten sich deutlich näher am gewünschten natürlichen Verhalten, sofern man das beurteilen kann. Schließlich sind gerade in Mitteleuropa kaum noch Wildpferde unterwegs, und wie existierenden Wildpferde auf dieser Welt wurden noch nicht so intensiv untersucht, da man ja domestizierte Pferde vor der Nase hat.

Natürlich gibt es wie immer noch einige andere Aspekte, die bezüglich der Statistiken beachtet werden sollten, da sie diese sich mitunter verzerrend auswirken könnten. Im allgemeinen Verständnis gilt nach wie vor die Boxenhaltung als elitär, sauber und schön, woher auch immer dieses Veständnis herührt. Wer etwas auf sich hält und darstellen will – auch finanziell – stellt sein Pferd sehr oft in die Box, da ist es sauber, es wird sich gekümmert, das Futter kann nie zu teuer sein, die teure Ausrüstung kommt in sauberen Ställen und bei sauberen Pferden nicht zu schaden – man kann also immer damit prahlen. Außerdem wirkt für viele ein gesunder Heubauch deutlich unschöner als eine krankhaft angefressene Schlankheit bei „schönen“ Dressur- und Springpferden. Hier liegt noch vieles im Argen – umgedreht bedeutet es aber sehr oft auch, dass die Pferde medizinisch mehr versorgt werden, jede OP bezahlt werden kann und bezahlt wird – Pferde können mit Geld länger am Leben bleiben. Ein anderer Aspekt, der sehr oft zu Boxenhaltung führt, ist die Tatsache der Enge, gerade in den Ballungsräumen der Großstädte – es gäbe nie und nimmer ausreichende Flächen, um alle Boxenpferde artgerecht in Offenställen unterzubringen. Boxen sind sicher teuer, Ländereien in Großstadtnähe aber keineswegs billiger.

Ein nachteiliger Aspekt für die Lebenserwartung bei Pferden in Offenstallhaltung ergibt sich aus einem ganz anderen Zusammenhang. Den vielen, sehr guten und ambitioniert (und teuer) geführten Offenställen steht eine nicht geringe Zahl von armseligen Haltungen gegenüber. Dies resultiert daraus, daß eine Offenstallhaltung im Minimum der Anforderungen eine preiswerte Alternative sein kann und somit für viele finanzschwache Menschen die einzige Alternative zum Pferdebesitz ist. Leider geht dies oft damit einher, daß sich das Geldsparen in Versorgung und Fütterung, bei Ausbildung und medizinischer Betreuung fortsetzt. Dabei steht nicht die Offenstallhaltung selbst am Pranger, sondern die Unverantwortlichkeit von Pferdehaltern, der leider auch viele Pferde in Offenstallhaltung vorzeitig zum Opfer fallen.

Obwohl die Offenstallhaltung nachweislich die pferdegerechtere Haltungsform darstellt, gibt es noch viele Probleme zu lösen, bis vielleicht alle Pferde etwas davon haben.

Zuerst ist es eine Sache der Einstellung bei den Pferdehaltern: Pferdehaltung bedeutet Respekt und Achtung vor dem Tier und keine Selbstdarstellung oder Ersatz des eigenen Egos. Breite Schichten des Pferdewesens müssen näher zusammenrücken.

Die künstlichen Diskrepanzen zwischen Leistungssport- und Freizeitreiterei, zwischen Englischer, Western und allen anderen „Reitweisen“ sowie zwischen armen und reichen Pferdehaltern dürfen sich nicht über das Wohlbefinden des Pferdes ausstreiten.

Die althergebrachten politischen Richtlinien zwischen städtischer (gewerblicher) und landwirtschaftlicher Pferdehaltung müssen zwingend angepasst werden. Wir kennen selbst die schier unlösbare Konstellation, die einem normalverdienenden, nichtbäuerlichem Pferdehaltungsbetrieb entgegensteht, eine artgerechte Pferdehaltung in einem  wirtschaftlich lukrativen Einzugsgebiet zu betreiben. Die Vorschriften in Deutschland sind so eng gestrickt, daß im Ernstfall mindestens eines von 7 involvierten Ämtern immer „Nein“ sagen kann.

Mein Eindruck ist, daß gerade in Berlin die Pferdehaltung mit dem Bau des Berliner Flughafens vergleichbar ist: („Alle wollen so schnell und nah wie möglich abfliegen, aber keiner will den Flughafen“) – Alle wollen in unmittelbarer Nähe möglichst günstig und immer reiten, aber Pferde in der Nachbarschaft stören ungemein! Dies macht eine Offenstallhaltung sehr schwer, die baurechtlichen und gemeindesatzungsrechtlichen Bestimmungen lassen kaum Raum, während die gewerblichen Boxenställe „lediglich“ den viel weicheren veterinäramtsrechtlichen Bestimmungen folgen müssen – in der politischen Realität hat ein Bauamt deutlich mehr Macht als ein Veterinäramt. Wäre das umgekehrt, könnten sicher viel mehr verantwortlich geführte Offenställe überleben und den Pferden Gutes tun.

Quintessenz: Wem nützen die bewiesenen wissenschaftlichen Tatsachen in der praktischen Realität?

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IT-Management, Mittelstand und Stallbetreiber – Gemeinsamkeiten?!?!

Das Seminarprogramm des Oley IIV spiegelt die Erfahrungen des praktischen Wirkens am Markt wieder und diese Praxisnähe ist auch das Alleinstellungsmerkmal.

Ein Seminar wendet sich an Manager und Unternehmer im Mittelstand, die ihre IT-Projekte erfolgreicher und nutzbringender realisieren möchten. Kernpunkt ist die richtige Kommunikation und Information zwischen und mit allen Projektbeteiligten sowie die verantwortungsvolle Planung und Kontrolle der IT-Maßnahmen und Projekte zwischen Aufwand und Hemdsärmligkeit.

XINGMittelstand

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https://www.xing.com/events/it-mittelstand-1380846

Der zweite Lehrgang richtet sich speziell an Reitstallbetreiber und solche, die bisher noch nicht wußten, daß sie einen gewerblichen Reitbetrieb unterhalten. Oftmals sind die Kriterien der Einstufung völlig diffus. Allerdings ist vielen nicht bewußt, welche Aufgaben sie alle zu erfüllen haben und vor allem nicht wie.

Kommerzielle Reitbetriebe sind nicht nur Reitschulen, Reiterhöfe oder Sportvereine, sondern vielmehr viele in der Grauzone werkelnde Pferdefreunde. Wer auf einem Grundstück zu seinem eigenen Pferd noch das der Freundin oder des Freundes dazustellt, betreibt plötzlich die gewerbliche Pferdehaltung u.v.a.m. Sich dieser Rolle bewußt zu werden ist das Ansinnen des Lehrgangs.

SeminarStallbetreiber

Luna – oder was macht eine Reitschule mit einem Pferd, was nicht zu reiten ist?

LunaDaniRittEine kleine Story über eines unserer Pferde – Luna, eine Stute, die heute ca. 10 Jahre alt ist und nun zwei Jahre bei uns ist. Die Vorgeschichte kennen wir nur bruchstückhaft und aus überlieferten Erzählungen der letzten Besitzer.

Aber irgendwas, sagen wir mal vorsichtig, Merkwürdiges muß die ersten Jahre dieses Ponies geprägt haben – und darauf hin kamen noch einige Dinge hinzu. Die Geschichte in ihrem aktuellen Status.

Die vorletzte Besitzerin berichtete anlässlich eines Lehrganges von einem Pferd, dass bei ihr in der Reitschule nicht reitbar war und somit keine Verwendung fand – um das Pferd nicht nur umherstehen zu lassen, fragte sie, ob wir nicht eine Möglichkeit sähen, dem Pony eine Zukunft geben zu können.

Mehrere Eigenarten prägten Luna`s Verhalten – sie konnte keinen Sattel tragen, erst recht keinen Reiter. Panische Angstattacken mit für Pferd und Mensch lebensgefährlichen Ausbrüchen waren typisch. Als das Pony das letzte Mal auf den Hänger gebracht wurde, ging das angeblich nur mit verbundenen Augen. EIne Methode, die mit Sicherheit nicht als geeignet anzusehen ist. Während der Ausbildungsversuche, mit dem Pony reiten zu können, gab es einen Unfall, in dessen Folge Luna sich sehr schwer verletzte und mehrere Wochen in der Klinik zubringen mußte.

Folge waren traumatische Verhaltensweisen, die nicht nur das Reiten, sondern selbst das Satteln unmöglich machten. An ein Reiten mit einem an sich sehr netten Pony war also nicht zu denken. Wofür entschieden wir uns?

Zunächst gingen wir den für uns einfachen Weg – eine Reitschülerin, die bereits viele Jahre bei uns reitet, interessierte sich für ein eigenes Pferd. Somit einigten wir uns mit ihr, bei der Ausbildung zu helfen. Allerdings erwies sich die Aufgabe als zu aufwendig – es hätte sehr lange gedauert, bis unsere Reitschülerin mit dem Pferd hätte reiten können. Somit übernahmen wir es selbst im Tausch gegen ein „fertiges“ Pony und starteten selbst mit der Ausbildung.

Natürlich gingen auch wir zunächst daran zu testen, was genau die Panikattacken des Pferdes auslöste und welche Ansätze erfolgversprechend sein können, das Vertrauen in den Reiter wiederzugewinnen. Der Ansatz unserer Wahl bestand darin, einfach von vorn anzufangen, als hätte noch nie jemand auf dem Pony gesessen. Also ging es los mit der Tippeltappeltour der Bodenarbeit, allen Übungen der Vertrauensbildung und der Gymnastizierung. Die ersten Erfolge stellten sich überraschend schnell ein – leider unterlief uns dann ein Fehler, mit dem wir nicht rechnen konnten.

Eine Reitschülerin fand Spass daran, uns bei der Ausbildung von Luna zu unterstützen und wir vertrauten darauf, dass sie sorgsam mit dem Pony umgehen wird. Lange Zeit, gerade am Anfang, handelte sie unter unserer Aufsicht und Anleitung sehr erfolgreich. Zu diesem Zeitpunkt nicht ausreichend bewußt war uns die Tatsache, dass die Reitschülerin eigene psychische Probleme hatte, die es ihr unmöglich machten, die notwendige Geduld aufzubringen.

Aus dem daraus resultierenden Verhalten zerstörte sie das mühsam aufgebaute Vertrauen mit einem Schlag. Zum Schutze des Pferdes mußten wir die Betreuung wieder in die eigenen Hände nehmen und erneut mit dem Aufbau beginnen. Die wichtigste Lektion für Luna bestand erneut in der Vertrauensbildung.

Seit diesem Zeitpunkt ist nun fast wieder ein Jahr Arbeit vorüber – und Luna ist immer noch kein Schulpferd. Die Traumata sitzen tief und fest – allerdings gibt es wieder Erfolge. Der letzte Erfolg, der uns sehr optimistisch stimmt, war uns in dieser Woche beschieden. EIne Reiterin konnte sich das erste Mal seit Jahren wieder auf den Rücken des Ponies setzen. Der erste Versuch war noch mit Führung, aber schon beim zweiten Probieren konnte sie die Zügel wieder in die Hand nehmen. Zur Sicherheit begleitete eine andere Reiterin das Gespann vom Boden aus, aber es war der erste selbständige, panikfreie Ritt seit dem Unfall vor vielen Jahren.

Jetzt haben wir die Aufgabe, diesen Zustand zu stabilisieren, damit ein nachhaltiger vertrauensvoller Umgang mit Luna möglich wird. Warum betreiben wir diesen Aufwand?

Dafür gibt es mehrere Gründe – am Anfang steht natürlich die Wertschätzung gegenüber dem Lebewesen. Aufgabe war, Traumata bei Luna zu überwinden und Vertrauen zum Menschen wieder herzustellen. Sicher ist es auch eine Herausforderung, wenn wir am Ende Erfolg haben und wir ein Reitpony zur Verfügung haben.

Welchen Nutzen ziehen wir aber noch aus dieser Ausbildung des Pferdes? Es ist für unsere Reitschüler ein lebendes Beispiel, welche Methoden und Möglichkeiten bei der Ausbildung eines wahrlich nicht einfachen Pferdes zum Einsatz kommen. Selbst ein noch so schwieriges Pferd kann man mit Behutsamkeit und Sorgfalt ausbilden – und unsere Reitschüler können jeden Schritt verfolgen. So gibt es viele Lehrstunden in der Pferdeausbildung.

Der kommerzielle Aspekt kann bei einem Pferd wie Luna sicher weniger positiv betrachtet werden – im Moment wissen wir noch nicht, ob einmal ein „Schulpferd“ rauskommt. Massgebend ist dafür ein hohes Maß an Verlässlichkeit, dass wir gemäß selbst gestellter Ansprüche noch nicht garantieren können. Aber mit dem heutigen Stand sind wir sehr optimistisch, zumindest ein Reitbeteiligungspferd haben zu können. Die passende Reitbeteiligung bleibt noch zu finden, im Augenblick kümmern sich zwei Reiterinnen um den weiteren Fortschritt. Beide werden das auch in Zukunft tun, aber als Reiterinnen auf Dauer sind beide schon zu groß. Aber alles der Reihe nach.

Soweit der Stand zum heutigen Tage – und eine Erklärung dafür, warum wir uns über diesen kleinen/großen erreichten Fortschritt so freuen.

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Barefoot Beratungspartnerschaft

Die Erfahrungen mit Barefoot-Sätteln, die in der Cahokia Reitschule seit Jahren zum Einsatz kommen, nutzen Barefoot Saddles und die Cahokia Reitschule für eine Beratungspartnerschaft.

Gegenwärtig werden bei den Cahokianern 9 eigene Pferde und 6 Einsteller-Pferde unter Barefoot-Sätteln geritten. Die Sättel zeichnen sich durch eine sehr gute, pferde- und reitergerechte Passfähigkeit aus. Seit dem Wechsel auf Barefoot-Sättel verzeichnet Ute Oley, Centered Rider Level I Instructor und Fachübungsleiterin Basisreitausbildung VFD, einen deutlich verbesserten Gang der Pferde, einen leichtere Ausbildung der Muskulatur der Pferde und damit verbunden insgesamt entspanntere Pferde.

Auch die Reiter äußern sich durchweg sehr zufrieden. Der Sitz rückt näher ans Pferd, was das „Fühlen“ der Pferdebewegung erheblich verbessert. Außerdem lassen sich die Barefoot-Sättel sehr bequem sitzen, auch über längere Strecken und bei verschiedenen Ausbildungs- und Reitaktivitäten.

Die Beratungspartnerschaft zwischen Barefoot Saddles und der Cahokia Reitschule Reiner Oley schafft neue Möglichkeiten, Interessenten für baumloses Reiten eine qualitativ hochwertige und sehr individuelle Beratungsleistung im Süden Berlins anzubieten.
Zu erreichen ist die Cahokia Reitschule Reiner Oley in Waßmannsdorf bei Schönefeld. Die Kontaktdaten und weiteren Hinweise zur Beratungsleistung befinden sich auf der Webseite der Cahokia Reitschule:

http://www.cahokia-reitschule.de
http://www.facebook.com/Cahokia.Reitschule

Welche neue Coaching-Methode ist morgen diejenige, …..

… welche den Coaching-Markt revolutioniert und die ultimative Lösung für alles bietet, was uns heute als Probleme im Management, Projektmanagement oder im Businessprocessmanagement oder im Vertriebsmanagement oder oder oder …

Wenn man den Social Media Netzwerken aktiv folgt und sich in den verschiedenen Foren rund um das Management und Management-Coaching umsieht, ist man einer schier unüberschaubaren Flut von Methoden, Modellen und Zertifizierungen ausgesetzt. Alles ist neu, verarbeitet die neuesten und allerneuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und hat ihre Gurus und Groopies, oftmals sogar die eigenen Fachverbände.

Welche Probleme und Sorgen wollen wir damit lösen?

Die Analyse der klassischen Themen, die all die Trainer und Coaches lösen wollen – ehrlicherweise zähle ich ich auch dazu – liegen in einem Mix aus Persönlichkeitsstrukturen, Machtverhältnissen, Verantwortungsbewußtsein und Methodenkompetenzen und den aus verschiedenen Defiziten resultierenden Problemen.

Daher stellt sich mir die Frage, in welcher konkreten Weise die Tools tatsächlich helfen, die Themen Komplexität, Offenheit im Umgang mit konkreten Situationen und der Bereitschaft zur Veränderung zu lösen oder zu unterstützen. Die systematische Sammlung, Visualisierung und Wichtung von Problemen bzw. kausalen Zusammenhängen kann ich mit klassischen und logischen Arbeitsprinzipien auch erschlagen. Beispielsweise habe ich die Cynefin-Methode mir mal angesehen – die ich bisher namentlich tatsächlich nicht kannte – und stelle fest, dass die Methode bzw. Herangehensweise in meinen bisherigen Projekten logischerweise ebenso eine Rolle spielte, allerdings mit sehr einfachen Darstellungsformen in üblichen Excel-Tabellen, maximal Mindmapping-Modellen. Als Kurzschluß-Reaktion erschließt sich mir daher nicht, warum die Verwendung der Cynefin-Methode als Werkzeug (nur als Beispiel, gilt allgemein für viele Methoden) einen Mehrwert im Vergleich zur bisherigen Arbeitsweise darstellen kann- mehr noch, warum werden immer mehr „neue“ Modelle und Methoden auf den Markt geworfen und als Allheilsbringer verkauft, anstatt mit einem Management zu vereinbaren, schonungslose Klarheit und Offenheit anzuwenden. Diese Einstellung zu installieren ist die Herausforderung und erfordert schlichtweg eine entsprechende Arbeitsweise und Erfahrung und Authentizität und und und …. – alles angesiedelt im Bereich persönliche Kompetenz – die Methoden und ihre Namen sind mit Verlaub Schall und Rauch.

Dies sind Fragen, die mich bewegen, wenn ich immer wieder neuen Coaching-, PM- und BPO-Methoden und Modellen begegne. Ich ignoriere diese Dinge natürlich nicht einfach, da ich gelernt habe, dass hinter allem jemand steckt, der aus persönlicher Erfahrung heraus Erkenntnisse verarbeitet, Sichtweisen fokussiert und Details betrachtet, die sich in der eigenen Arbeit wiederfinden und auch immer wieder kritisch hinterfragt werden sollten. Wie sieht man etwas? Wie tut man etwas? Welche Wirkung hat dies auf den anderen? Welche Erfolge lassen sich erzielen? Daher lohnt sich die Beschäftigung mit der „Methoderei“, um sich selbst zu sensibilisieren – allerdings bisher ist mir noch nichts begegnet, was mein Handeln fundamental ändern sollte.

Mein Fokus liegt daher auf Methoden und Diskussionen rund um Arbeitsweisen und Erkenntnisse, wie Probleme in komplexen Projekte mit praktikablen Arbeitsweisen kompenisert werden können. Meiner Meinung nach sind dies nicht immer wieder neue Methoden und Tools – NLP als generelles Übel dafür ist nur die Spitze des Eisberges – sondern starke Persönlichkeiten. Die erfolgreichen (Projekt-)Manager sind nicht diejenigen mit der umfangreichsten psychologischen Ausbildung und daraus folgenden Zertifikaten (Beim Militär sind dies die vielen Orden am Revers der Uniform.), sondern einfach die charakterstarken, kernigen Typen, die ihre Mitstreiter mitreißen können und ihre Visionen fest im Blick haben. Diese „Typen“ brauchen Coaches als Sparringpartner, nicht als Psychoanalytiker.

Es geht nicht darum, als KeyNote-Speaker Weltruhm zu erlangen und einem staunenden Publikum die neuronalen Netzwerkvoraussetzungen zu offerieren, die es ermöglichen, mittels der Theta-Ebene im Denken ultimative Lösungen für alles vorausdenken zu können. Damit erreicht man Aha-Effekte, zweifellos, und es macht mitunter Spass wie das Betrachten der Zaubertricks von großen Magiern. Was kann man für sich Herausnehmen, wenn ein Magier scheinbar mühelos von A nach B bewegt, wir als gewöhnliche Autofahrer aber immer noch tanken müssen für den gleichen Vorgang?

Die große Mehrheit der Manager, die Coaches nach ihren Wunderwaffen aussuchen, versuchen, sich ihren eigenen Verantwortungen zu entziehen und zu handeln. Man glaubt, eine Methode löst die Dinge von allein – aber dem ist nicht so. Sich selbst zu ändern, ist anstrengend und bedeutet oftmals, sich selbst und anderen etwas einzugestehen – es bedarf dazu auch persönlicher Größe und innerer Stabilität. Wer unserer heutigen Manager hat diese Eigenschaft noch?

Es ist Aufgabe der Coaches, die eigene Stärke und den eigenen Mut, sprich die eigene Persönlichkeit in die Wagschale zu werfen, die Kunden darin zu begleiten, mit Wertschätzung, Respekt, Achtung, Deutlichkeit und Wahrheit. Welchen Mut legen Coaches an den Tag, diesen Weg auf des Messers Schneide mit den Kunden zu gehen? Welche Coaches haben die Größe, sich nicht hinter (pseudo-)wissenschaftlichen Zertifikaten zu verstecken, sondern sich den Strapazen des Alltags zu stellen?

Ich selbst habe mich auch verschiedenen Methoden verschrieben – zum einen, um mich selbst zu erleben, zum anderen, um Kunden etwas Futter zum Nachdenken zu liefern – die praktischen Lösungsansätze für die spezifischen Probleme ergeben sich aber im Nachhinein immer weit weg von den Vorgaben der Modelle und Methoden. Was nützt es einem Manager, zu wissen, dass er keinen Mut zu einem Schritt hat – selbst wenn er weiß, woraus dies resultiert – wenn er keinen Mut aufbauen kann, den Mut für den Schritt zu entwickeln ..

Coaches müssen halt Macher sein!

(Der Autor ist selbst als Coach aktiv und praktiziert mit einem Set an Methoden, ohne einer davon eine Allmacht zuzuschreiben. Erleben Sie ihn zum Beispiel beim Führungskräfteseminar mit Pferden auf dem Hof der Cahokia Reitschule Reiner Oley.)

Erste Hilfe für Reiter – und die Praxis!!

Die Praxis des reiterlichen Alltags bringt viele Situationen hervor, in denen man sich schon wundert, wie unbekümmert Reiterinnen und Reiter mit der Pflicht zur Hilfe von Verletzten umgehen.

Beispiele:

Drei Reiter sind zu einem gemütlichen Ausritt unterwegs – ein Reiter fällt (der Grund ist dabei völlig irrelevant) vom Pferd, bricht sich offensichtlich einen Arm, kann im ersten Moment aufstehen, möchte sich dann aber doch wieder setzen. Das Pferd des Gestürzten läuft nach Hause, die Mitreiter haben Schwierigkeiten mit ihren eigenen Pferden. Ein Reiter steigt darauf hin ab und sein Pferd flüchtet dem ersten hinterher, der dritte Reiter macht sich auf den Weg, beide Pferde zu verfolgen. Der abgestiegene Reiter rennt seinem davongelaufenen Pferd ebenfalls hinterher – wer sich die Situation jetzt genauer vor Augen führt, wird feststellen, irgendwas stimmt hier nicht!

Genau: Der verletzte Reiter bleibt zurück!

Zum Glück ist es Sonntag nachmittag und die Unfallstelle liegt an oft begangenen Spazierwegen, sodass sich eine andere Reiterin und ein paar Spaziergänger mit ihren Hunden nähern und um den Verletzten kümmern. Aber: Erste Grundpflicht einer Reitergruppe ist es, sich um Verletzte in einer solchen Situation zu kümmern. Es kann nicht sein, dass beide Begleiter den Ort des Unfalls verlassen!

Nächstes Beispiel – eine Reitlehrerin gibt Reitunterricht, sie hat zwei Reitschüler und es passiert das Malheur, dass eine von beiden durch eine ungeschickte Bewegung des Pferdes abgeworfen wird. Sie fällt auf den harten Boden und es besteht die Gefahr von Verletzungen durch den Aufprall, da sie unbeweglich liegen bleibt.

Wie verhält sich die Reitlehrerin? Instinktiv läuft sie zum reiterlosen Pferd und versucht es, einzufangen und die umherhängenden Zügel zu sichern. Die andere Reitschülerin steigt vorsichtshalber ab und bleibt in sicherer Entfernung stehen. Nach vielem Hin und Her bekommt sie das andere Pferd auch noch in die Hand gedrückt – danach kümmert sich die Reitlehrerin um die Gestürzte.

Auch in dieser Situation wird wertvolle Zeit vergeudet, sich um die Verletzte Reiterin zu bemühen.

Was führt zu den beschriebenen Situationen, in denen gefährlich mit der Gesundheit der verletzten Reiter gespielt wird?

In beiden Fällen sind die betroffenen „Nicht-Helfer“ völlig unterschiedliche Charaktere. Im ersten Falle eher egoistisch denkend geprägte Menschen, denen das Kümmern um andere Menschen leider nicht an erster Stelle einfällt und die sich ihres Fehlverhaltens nicht einmal bewußt sind. Man hat noch nie darüber nachgedacht? Man war noch nie in einer solchen Situation, daher ist das Verhalten von unterbewußten Prägungen bestimmt? Mag sein, bedeutet im Ernstfall Gefahr für Mitreitende. Im zweiten Falle handelt es sich aber um eine „normalerweise“ sehr verantwortungsbewußte Reitlehrerin. Sie hat für Ihr Verhalten auch eine „normalerweise“ schlüssige Erklärung: umherlaufende Pferde können andere gefährden, wenn sie frei drehen. Nur, in der konkreten Situation bliebt das Pferd ruhig stehen bzw. konnte den Reitplatz nicht einmal verlassen, und die einzige weitere Person konnte sich mühelos selbst in Sicherheit bringen, wurde also nie gefährdet. Auch hier gewannen unterbewußte Prägungen in der Stresssituation die Oberhand und führten zu einer falschen Handlung.

Was sagen uns diese Beispiele? Wir Reiterinnen und Reiter müssen lernen, wie verhalte ich mich in Gefahrensituationen richtig, wie gelingt es mir, mit jeder Handlung, auch den spontanen aus dem Unterbewußtsein gesteuerten Handlungen, zu allererst den verletzten oder gefährdeten Menschen in den Mittelpunkt zu rücken und die weniger relevanten Aspekte der Situation auszublenden? Wie gelingt es mir, in Bruchteilen von Augenblicken die richtigen Prioritätenketten zu setzen?

Zwei Dinge sind hier mienes Erachtens wichtig. Erstens müssen Reiterinnen und Reiter sich die Maxime „Verletzter Mensch vor allen anderen Situationen“ ins Bewußtsein „hämmern“ – auch wenn manche Menschen mit dieser Einstellung von vornherein ihre Probleme haben. Zweitens fehlt es oftmals am einfachen Spiegeln des Verhaltens, man ist sich seiner Handlungen gar nicht bewußt und im Nachhinein befragt sagen würden, sie hätten doch sofort geholfen.

Wie läßt sich hier eine Verbesserung der Situation erreichen? Reden, Reden, Reden – die Maximen und Grundregeln des Reitens, des Ausreitens und der Gruppendynamik müssen sich Reiterinnen und Reiter in Gesprächen immer wieder bewußt und aktiv ins Bewußtsein schreiben. Erlebt man entsprechende SItuationen, macht man die betreffenden darauf aufmerksam oder diskutiert dies in regelmäßigen Abständen in den Reitgruppen.  Je nach Organisation gibt es dafür Reiterinnen und Reiter mit oder ohne Verantwortung – abhängig davon, ob es sich um eine private Reitgruppe, einen Verein oder eine Reitschule handelt.

Wie sind die Situationen ausgegangen?

Der verletzte Reiter wurde ins Krankenhaus gefahren, glücklicherweise half der Sonntag nachmittag, dass viele Leute unterwegs waren. Wir sahen das ohne Reiter zurückkommende Pferd und konnten per Auto auf die Suche gehen und fanden den Reiter auf einer Wiese unweit seines Reitstalles, wo sich, wie gesagt, Spaziergänger kümmerten und bereits den Notarzt gerufen hatten – den wir per Auto dann aufs freie Feld lotsen konnten. Die gestürzte Reitschülerin kam mit dem Schrecken davon und zog sich nur die „üblichen“ Prellungen zu – da ich zufällig am Reitplatz vorbeiging, konnte ich noch vor der Reitlehrerin helfen – was zum Glück nicht gravierend war.

Ich möchte nicht vergessen anzumerken, dass es für jede Regel auch die Ausnahme gibt. Erlebte Situation auf einem Reitturnier beim Springwettbewerb: Reiter stürzt und das nervös-hektische Pferd rast auf eine Lücke der massiven Reitplatz-Umzäunung, um das Gelände fluchtartig zu verlassen – allerdings handelte es sich nicht um den regulären Ausritt-Punkt, sondern einen Zugang zum Zuschauerareal. Hinter der Lücke im Zaun befanden sich einige Eltern mit Kindern, die mehr oder weniger aufmerksam das aktuelle Geschehen beobachteten. Hier bestand tatsächlich die Gefahr, dass das Pferd in seiner panischen Gefühlslage ein Risiko für die Kinder und Erwachsenen darstellte und in dieser Sekunde das größere Risiko darstellte. Folgerichtig kam die Entscheidung, zuerst das Pferd daran zu hindern, in die Zuschauer zu rasen, bevor der Weg zum gestürzten Reiter führte. Am Ende hatte diese Abwägung für keine der beiden Seiten zum Glück keine Auswirkungen, da sich das Pferd beruhigen ließ und der Reiter mit dem Schrecken davonkam.

Für und Wider des Agilen Projektmanagements

Neulich las ich einen Artikel, der sich damit beschäftigte, welchen Einfluß die wachsende Komplexität auf die Erfolgsbilanz von Projekten hat. Die Schlußfolgerung fasse ich nach meiner Wahrnehmung so zusammen: „Die heutigen Komplexitäten stören überhaupt nicht, Projekte können laufen, wie sie wollen, hauptsache, ich mache nichts mehr so wie früher, sondern stelle mich darauf ein, dann ist auch das Chaos zu beherrschen!“

Sicher ist dies eine sehr verkürzte Darstellung und provokant zugespitzt, aber was mache ich, wenn die Manager, denen ich dies so sage, sich auf den folgenden Standpunkt zurückziehen:

Als Manager verstehe ich nur: „Alles wird Gut!, ich weiß nur nicht, warum….“

Meine Frage in die Runde: Wie gehen Sie mit Managern um, die genau diese Haltung in allen Projekten annehmen und dafür sorgen, dass nicht die Projekte hopp oder topp laufen, sondern die Projektmanager! Wie gehen Sie mit Managern um, denen die Ergebnisse von Projekten völlig egal sind, solange Schuldige fürs Misslingen geopfert werden können und Erfolge fürs eigene Jäckchen reichen?

Was halten Sie von einer provokanten These, dass agiles Projektmanagement nur deshalb definiert wurde, um Managern immer die Möglichkeit zu geben, Verantwortung abschieben zu können, während die eigene Unfähigkeit (in dem Sinne die Priorität des politischen Handelns über der des verantwortlichen Handelns) versteckt werden kann?

Ich gehe auch davon aus, dass die heutige Komplexität nicht zurückgedreht werden kann – dennoch meine ich, auf grundlegende Planungen etc. nicht verzichten zu können, also Methoden aus dem klassischen Projektmanagement. Mehr noch, Komplexität lässt sich nicht mit PM-Methoden erschlagen, sondern einzig und allein mit kompetentem und verantwortungsbewußten Handeln aller Projektbeteiligten.

Engagement geht über Methoden – letztere kann ich austauschen und anpassen, ersteres nicht!