Archiv der Kategorie: Meinungsäußerung

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Erste Hilfe für Reiter – und die Praxis!!

Die Praxis des reiterlichen Alltags bringt viele Situationen hervor, in denen man sich schon wundert, wie unbekümmert Reiterinnen und Reiter mit der Pflicht zur Hilfe von Verletzten umgehen.

Beispiele:

Drei Reiter sind zu einem gemütlichen Ausritt unterwegs – ein Reiter fällt (der Grund ist dabei völlig irrelevant) vom Pferd, bricht sich offensichtlich einen Arm, kann im ersten Moment aufstehen, möchte sich dann aber doch wieder setzen. Das Pferd des Gestürzten läuft nach Hause, die Mitreiter haben Schwierigkeiten mit ihren eigenen Pferden. Ein Reiter steigt darauf hin ab und sein Pferd flüchtet dem ersten hinterher, der dritte Reiter macht sich auf den Weg, beide Pferde zu verfolgen. Der abgestiegene Reiter rennt seinem davongelaufenen Pferd ebenfalls hinterher – wer sich die Situation jetzt genauer vor Augen führt, wird feststellen, irgendwas stimmt hier nicht!

Genau: Der verletzte Reiter bleibt zurück!

Zum Glück ist es Sonntag nachmittag und die Unfallstelle liegt an oft begangenen Spazierwegen, sodass sich eine andere Reiterin und ein paar Spaziergänger mit ihren Hunden nähern und um den Verletzten kümmern. Aber: Erste Grundpflicht einer Reitergruppe ist es, sich um Verletzte in einer solchen Situation zu kümmern. Es kann nicht sein, dass beide Begleiter den Ort des Unfalls verlassen!

Nächstes Beispiel – eine Reitlehrerin gibt Reitunterricht, sie hat zwei Reitschüler und es passiert das Malheur, dass eine von beiden durch eine ungeschickte Bewegung des Pferdes abgeworfen wird. Sie fällt auf den harten Boden und es besteht die Gefahr von Verletzungen durch den Aufprall, da sie unbeweglich liegen bleibt.

Wie verhält sich die Reitlehrerin? Instinktiv läuft sie zum reiterlosen Pferd und versucht es, einzufangen und die umherhängenden Zügel zu sichern. Die andere Reitschülerin steigt vorsichtshalber ab und bleibt in sicherer Entfernung stehen. Nach vielem Hin und Her bekommt sie das andere Pferd auch noch in die Hand gedrückt – danach kümmert sich die Reitlehrerin um die Gestürzte.

Auch in dieser Situation wird wertvolle Zeit vergeudet, sich um die Verletzte Reiterin zu bemühen.

Was führt zu den beschriebenen Situationen, in denen gefährlich mit der Gesundheit der verletzten Reiter gespielt wird?

In beiden Fällen sind die betroffenen „Nicht-Helfer“ völlig unterschiedliche Charaktere. Im ersten Falle eher egoistisch denkend geprägte Menschen, denen das Kümmern um andere Menschen leider nicht an erster Stelle einfällt und die sich ihres Fehlverhaltens nicht einmal bewußt sind. Man hat noch nie darüber nachgedacht? Man war noch nie in einer solchen Situation, daher ist das Verhalten von unterbewußten Prägungen bestimmt? Mag sein, bedeutet im Ernstfall Gefahr für Mitreitende. Im zweiten Falle handelt es sich aber um eine „normalerweise“ sehr verantwortungsbewußte Reitlehrerin. Sie hat für Ihr Verhalten auch eine „normalerweise“ schlüssige Erklärung: umherlaufende Pferde können andere gefährden, wenn sie frei drehen. Nur, in der konkreten Situation bliebt das Pferd ruhig stehen bzw. konnte den Reitplatz nicht einmal verlassen, und die einzige weitere Person konnte sich mühelos selbst in Sicherheit bringen, wurde also nie gefährdet. Auch hier gewannen unterbewußte Prägungen in der Stresssituation die Oberhand und führten zu einer falschen Handlung.

Was sagen uns diese Beispiele? Wir Reiterinnen und Reiter müssen lernen, wie verhalte ich mich in Gefahrensituationen richtig, wie gelingt es mir, mit jeder Handlung, auch den spontanen aus dem Unterbewußtsein gesteuerten Handlungen, zu allererst den verletzten oder gefährdeten Menschen in den Mittelpunkt zu rücken und die weniger relevanten Aspekte der Situation auszublenden? Wie gelingt es mir, in Bruchteilen von Augenblicken die richtigen Prioritätenketten zu setzen?

Zwei Dinge sind hier mienes Erachtens wichtig. Erstens müssen Reiterinnen und Reiter sich die Maxime „Verletzter Mensch vor allen anderen Situationen“ ins Bewußtsein „hämmern“ – auch wenn manche Menschen mit dieser Einstellung von vornherein ihre Probleme haben. Zweitens fehlt es oftmals am einfachen Spiegeln des Verhaltens, man ist sich seiner Handlungen gar nicht bewußt und im Nachhinein befragt sagen würden, sie hätten doch sofort geholfen.

Wie läßt sich hier eine Verbesserung der Situation erreichen? Reden, Reden, Reden – die Maximen und Grundregeln des Reitens, des Ausreitens und der Gruppendynamik müssen sich Reiterinnen und Reiter in Gesprächen immer wieder bewußt und aktiv ins Bewußtsein schreiben. Erlebt man entsprechende SItuationen, macht man die betreffenden darauf aufmerksam oder diskutiert dies in regelmäßigen Abständen in den Reitgruppen.  Je nach Organisation gibt es dafür Reiterinnen und Reiter mit oder ohne Verantwortung – abhängig davon, ob es sich um eine private Reitgruppe, einen Verein oder eine Reitschule handelt.

Wie sind die Situationen ausgegangen?

Der verletzte Reiter wurde ins Krankenhaus gefahren, glücklicherweise half der Sonntag nachmittag, dass viele Leute unterwegs waren. Wir sahen das ohne Reiter zurückkommende Pferd und konnten per Auto auf die Suche gehen und fanden den Reiter auf einer Wiese unweit seines Reitstalles, wo sich, wie gesagt, Spaziergänger kümmerten und bereits den Notarzt gerufen hatten – den wir per Auto dann aufs freie Feld lotsen konnten. Die gestürzte Reitschülerin kam mit dem Schrecken davon und zog sich nur die „üblichen“ Prellungen zu – da ich zufällig am Reitplatz vorbeiging, konnte ich noch vor der Reitlehrerin helfen – was zum Glück nicht gravierend war.

Ich möchte nicht vergessen anzumerken, dass es für jede Regel auch die Ausnahme gibt. Erlebte Situation auf einem Reitturnier beim Springwettbewerb: Reiter stürzt und das nervös-hektische Pferd rast auf eine Lücke der massiven Reitplatz-Umzäunung, um das Gelände fluchtartig zu verlassen – allerdings handelte es sich nicht um den regulären Ausritt-Punkt, sondern einen Zugang zum Zuschauerareal. Hinter der Lücke im Zaun befanden sich einige Eltern mit Kindern, die mehr oder weniger aufmerksam das aktuelle Geschehen beobachteten. Hier bestand tatsächlich die Gefahr, dass das Pferd in seiner panischen Gefühlslage ein Risiko für die Kinder und Erwachsenen darstellte und in dieser Sekunde das größere Risiko darstellte. Folgerichtig kam die Entscheidung, zuerst das Pferd daran zu hindern, in die Zuschauer zu rasen, bevor der Weg zum gestürzten Reiter führte. Am Ende hatte diese Abwägung für keine der beiden Seiten zum Glück keine Auswirkungen, da sich das Pferd beruhigen ließ und der Reiter mit dem Schrecken davonkam.

Für und Wider des Agilen Projektmanagements

Neulich las ich einen Artikel, der sich damit beschäftigte, welchen Einfluß die wachsende Komplexität auf die Erfolgsbilanz von Projekten hat. Die Schlußfolgerung fasse ich nach meiner Wahrnehmung so zusammen: „Die heutigen Komplexitäten stören überhaupt nicht, Projekte können laufen, wie sie wollen, hauptsache, ich mache nichts mehr so wie früher, sondern stelle mich darauf ein, dann ist auch das Chaos zu beherrschen!“

Sicher ist dies eine sehr verkürzte Darstellung und provokant zugespitzt, aber was mache ich, wenn die Manager, denen ich dies so sage, sich auf den folgenden Standpunkt zurückziehen:

Als Manager verstehe ich nur: „Alles wird Gut!, ich weiß nur nicht, warum….“

Meine Frage in die Runde: Wie gehen Sie mit Managern um, die genau diese Haltung in allen Projekten annehmen und dafür sorgen, dass nicht die Projekte hopp oder topp laufen, sondern die Projektmanager! Wie gehen Sie mit Managern um, denen die Ergebnisse von Projekten völlig egal sind, solange Schuldige fürs Misslingen geopfert werden können und Erfolge fürs eigene Jäckchen reichen?

Was halten Sie von einer provokanten These, dass agiles Projektmanagement nur deshalb definiert wurde, um Managern immer die Möglichkeit zu geben, Verantwortung abschieben zu können, während die eigene Unfähigkeit (in dem Sinne die Priorität des politischen Handelns über der des verantwortlichen Handelns) versteckt werden kann?

Ich gehe auch davon aus, dass die heutige Komplexität nicht zurückgedreht werden kann – dennoch meine ich, auf grundlegende Planungen etc. nicht verzichten zu können, also Methoden aus dem klassischen Projektmanagement. Mehr noch, Komplexität lässt sich nicht mit PM-Methoden erschlagen, sondern einzig und allein mit kompetentem und verantwortungsbewußten Handeln aller Projektbeteiligten.

Engagement geht über Methoden – letztere kann ich austauschen und anpassen, ersteres nicht!

Ein ewiges Streitthema – Tamme Hanken? oder Tamme Hanken!

Der nachfolgende Artikel wurde in einer regionalen Pferdezeitung von einer Tierärztin verfasst und veröffentlicht, in der sie sich zu den Behandlungsmethoden von Herrn Tamme Hanken äußert.

http://pferde-rhein-main.de/fp2.php?mode=view&id=62&lang=1&cid=358

Ich bin der Meinung, der Artikel ist zumindest lesenswert und bietet eine durchgehende Argumentationslinie aus Sicht der Schulmediziner und ausgebildeten Therapeuten. Selbst bin ich kein Therapeut, aber die Praxis aus mehr als 30 Jahren Pferdekenntnis sagt auch mir, dass Chiropraktiker nicht umsonst eine fundierte Ausbildung haben.

Sicher ist, es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die nicht auf den ersten Blick verständlich oder erklärbar sind – deswegen sind sie trotzdem da. Aber manches bleibt doch Hokuspokus, dessen nicht-Funktionieren eher nachzuweisen ist als die ewige Suche nach ominösen Beispielen eventueller Erfolge es sind.

Außenstehenden bleibt die Möglichkeit verschlossen, die internen Zahlen der tierärztlichen Behandlungen zu ermitteln, die auf Behandlungen selbsternannter Heiler oder Wundertäter folgen. Die Argumentation im Artikel wirkt glaubhaft – und wird indirekt durch die Antworten unserer eigenen Tierärzte bestätigt.

Quintessenz: Man schaue genau hin, was gemacht wird und überlege sich, wie es bei einem selbst wirken würde. Sehr oft hilft es, den gesunden Menschenverstand einzusetzen, um zu sehen, dass Wunderdinge nicht die mühevolle Kleinarbeit der täglichen korrekten Arbeit ersetzen können. Und um es an dieser Stelle anzubringen, die oft chauvinistischen und populistischen Sprüche eines Tamme Hanken zielen nicht selten auf genau dieses Problem – wenn man zu Hause die mühevolle Kleinarbeit korrekt ausführt, werden die allermeisten Pferde gar nicht erst krank. Ob ein Tamme Hanken an dieser Stelle mit Wissen oder mit Glück arbeitet, weiß er am Ende nur selbst, aber es kommt beeindruckend rüber. Wenn die Adressaten der Botschaften nur in der Lage wären, die geheimen Zeichen dieser Botschaften zu verstehen – ihren Pferden würde sicher manches erspart bleiben.

Allerdings erlebte ich auch merkwürdige Behandlungsmethoden von Tierärzten – hinterfragt man die Fehlbehandlungen genauer, ergeben sich ähnliche Gründe wie bei Fehlbehandlungen von unqualifizierten Heilern: Keine ausreichende Sach- und Fachkompetenz! Mir begegnete ein Tierarzt, der sich als Pferdefachmann ausgab, aber wohl eher bei Wühlmäusen und Wellensittichen hätte bleiben sollen. Die eklatanten Fehlbehandlungen zogen auf anderen Höfen in zwei Fällen den Tod der Pferde nach sich. An mein Pferd kam er nur einmal, dann nie wieder.

http://pferde-rhein-main.de/fp2.php?mode=view&id=62&lang=1&cid=358

Ein Beitrag der Cahokia Reitschule Reiner Oley – die etwas andere Reitschule im Süden Berlins!

Was bewirken Pressemitteilungen?

Um es vorweg zu sagen – so genau weiß ich das noch gar nicht. Es gibt zwar die Möglichkeiten, sich über Pressemitteilungen bekannt zu machen, nur fehlt mir ein konkretes Verfahren, um aus den Kundenkontakten diejenigen herauszufiltern, die sich tatsächlich auf Grund von Pressemitteilungen mit mir in Verbindung setzen.

Ein weiteres Kriterium kann ich für mich noch nicht ausreichend qualifizieren: Welche Presseportale, insbesondere die kostenlosen ihrer Art, besitzen eine werbewirksame Reputation und erreichen somit eine ausreichende Streuung, die den Aufwand lohnt.

Aktuell habe ich das folgende Portal in Nutzung:

http://pressemitteilung.ws/node/496693

Spannend ist für mich, in welchen Ecken des Netzwerkes diese Pressemeldungen auftauchen können. Einige Beispiele hängen wir noch an:
http://www.blogosphaeren.de/wirtschaft-news/cahokia-reitschule-reiner-oley-ergaenzt-ihr-programm-um-consulting-fuer-pferdehalter-und-reiterhof-betreiber.html
http://www.vaeter-familien-netzwerk.de/reiten-aus-der-koerpermitte-als-angebot-im-sueden-berlins/
http://www.faviko.de/cahokia-reitschule-reiner-oley-ergaenzt-ihr-programm-um-consulting-fuer-pferdehalter-und-reiterhof-betreiber/

Das ist nur ein kleiner Auszug, ich habe noch keinen großen Aufwand in die Analyse gesteckt. Mich interessiert nun, und ich werde darüber sporadisch berichten, wie wirksam Pressemitteilungen tatsächlich sind und welchen Erfolg die jetzt gestartete Strategie erzielt.

Vielleicht gibt es doch den einen oder anderen interessanten Hinweis dazu.

Die Pressemitteilung basiert auf dem Angebot der Cahokia Reitschule Reiner Oley.

Die andere Seite der Reiterei

Die Cahokia Reitschule Reiner Oley kümmert sich aktiv um einen „anderen“ Aspekt der Reiterei: Wovon leben denn Reiter und Pferd?

Die Beschreibung des Angebots ist unter dem folgenden Link zu finden:

Consulting-Themen der Cahokia Reitschule Reiner Oley

Das Angebot richtet sich an alle, die selbst ein oder mehrere Pferde halten, unterhalten oder auch Einstellpferde betreuen. Wichtig ist die ganzheitliche Herangehensweise, angefangen von der reinen Haltung mit allen Vor- und Nachteilen, über die Themen Gesundheit, Ernährung und Pflege bis hin zu rechtlichen, organisatorischen und betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten.

Ich denke, diese Themen werden von den meisten stiefmütterlich behandelt, die rechtlichen (und damit mitunter monetären) Folgen ihres Handelns sind kaum einem Pferdebesitzer bekannt. Dem soll Abhilfe geschaffen werden.

Daneben geht es um viele praktische Dinge des täglichen Lebens mit dem Pferd. Übrigens, das ganze ist keine Einbahnstrasse. Es sind alle zur Diskussion eingeladen!

Cahokia Reitschule Reiner Oley

Die Crux des ganzheitlichen Projektmanagements

Eine Antwort auf einen Diskussionsbeitrag über den ganzheitlichen Projektansatz – zusammengefasst enthielt er zwei Thesen:
1. Für erfolgreiche Projekte ist ein ganzheitlicher (holistischer) Ansatz wichtig, sprich Einbeziehung aller Ebenen der Mensch-System-Organisations-Beziehungen einschließlich individueller und systemischer Aspekte.
2. Die zwei wichtigsten Gründe für scheiternde Projekte sind Fehlentscheidungen erstens aufgrund nicht beherrschbarer (oder unberücksichtigter) Komplexität sowie zweitens wegen nicht kompatibler politischer oder persönlichen Interessen.

Die folgende Antwort habe ich daraufhin verfasst:

… das Thema ist schon spannend, auch am Samstag abend, nachdem der Tag mit einer Junior-Prüfung für die kleinen Reiterlein sehr schön verlief und allen viel Spass gemacht hat. 😉 Das Leben in verschiedenen Welten macht genau dieses Leben schön.

Um es vorwegzunehmen, als am besten und übereinstimmendsten empfinde ich die beiden letzten Gedankengänge zum Scheitern von Projekten.

Einerseits das Thema Entscheidungsfreude oder Entscheidungsfähigkeit – nicht nur als Problem unbeherrschbarer Komplexität, sondern auch als Ausdruck politischer Interessen, die nicht immer entlang des Projektzieles laufen. Da stimme ich Ihnen vollkommen zu. Hierzu gilt es, den Projektmanagern Werkzeuge und Methoden an die Hand zu geben, Entscheidungsstärke und -sicherheit an die Hand zu geben – denn gegen Existenz von Komplexität und Politischen Interessen vorzugehen erscheint angesichts meiner praktischen Erfahrungen als sinnlos.

Andererseits liegt nach meiner Erfahrung ein großes Problem darin, die von Ihnen beschriebenen Ebenen und deren komplexen Abhängigkeiten permanent in die Projektbearbeitung einzubeziehen. Ich formuliere mal etwas platt und oberflächlich: Bis ich alle Ebenen, Mikro- und Makro, System- oder Individuensicht, alle Hard- und Softfacts analysiert habe und in ihren ganzheitlichen Zusammenhängen und Abhängigkeiten fertig dargestellt habe, ist meist das ganze Projekt schlichtweg schon zu Ende.

Das ist natürlich sehr vereinfacht gesagt. Aus dem theoretischen Blickwinkel teile ich Ihre Ansicht vollständig, im praktischen Umsetzen ist es m.E. jedoch wichtig, siehe vorheriger Abschnitt, praktikable Abstraktionen, Vereinfachungen und Beschränkungen abzuleiten, um eine überschaubare Arbeitsfähigkeit zu erhalten.

Dafür  gibt es mehrere Ursachen:
Erstens der Zeitfaktor, um alle Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren für die ganzheitliche Betrachtung ermitteln und bewerten zu können. Ich hatte mehrere Projekte, in denen es erst sehr spät gelang, Lügen, Verschleierungen und Vergessenes zu ermitteln. Wenn ich aufgrund dieser Falschinformationen entschieden hätte, wären die Projekte gescheitert.
Zweitens die (Un)Fähigkeit der Projektbeteiligten, was heißt, dass in den seltensten Fällen alle Entscheidungsträger der holistischen Herangehensweis folgen können – einmal aus ihrer Rolle heraus, manchmal ganz simpel aus intellektuellen Mängeln. Daher nützen mir die ganzheitlichen Betrachtungen in der Entscheidungsfindung nicht immer.
Drittens ist der Einfluss der meisten ganzheitlichen Ebenenbetrachtungen auf die letztendliche Entscheidungsfindung gering – bzw. im Moment der Entscheidungsnotwendigkeit weiß ich gar nicht, welchen Einfluß manch einer der Faktoren überhaupt ausübt. Sprich, ich werde zu meiner Entscheidung immer nur die mir in diesem Moment bekannten wichtigsten Kriterien heranziehen, um selbige zu treffen, sicher mit dem Wissen möglicher Fehlbarkeit.

Dh., ich bin Verfechter eines ganzheitlichen PM-Ansatzes im Sinne der pragmatischen Reduktion auf entscheidungsrelevante Kriterien – und Projektmanager müssen die Fähigkeit erlernen, diese Abstraktion durchführen zu können, auch wenn dies mitunter heißt, Bauchentscheidungen akzeptieren und ins Projektleben einbauen zu lernen.

Soweit meine streitbaren Auslassungen für heute zu dem Thema – zustimmende Verneinung oder ablehnende Bejahung.

Viel Spaß beim Auseinanderpflücken wünsche ich – und ich bin gespannt auf das Ergebnis.

Was heißt für mich ganzheitliches Projektmanagement?

Neulich wurde ich gefragt, wie meine Definition für ganzheitliches Projektmanagement heißt – schließlich gibt es dafür einige auf dem Markt.

Ich erhielt bei einem meiner Auftraggeber mehrere Trainings und Coachings rund um die Berater- und Projektmanagement-Praxis. Die dabei erarbeitete, genaue Definition muß ich nochmal aus meinen Unterlagen heraussuchen – eine spannende Frage, sich mal die genaue Definition wieder zu Gemüte zur führen. Aktuell arbeitet man einfach danach, was einem selbst als Definition in Fleisch und Blut, sprich ins reale Leben, übergegangen ist.

Nach meiner persönlichen Definition geht es um die Berücksichtigung aller Einflussfaktoren, die für ein erfolgreiches Projekt notwendig sind und das Kräfteverhältnis zwischen den drei Ecken des magischen Dreiecks „Ziele, Kosten, Zeiten“ bestimmen.

Nach meiner Erfahrung gibt es mehr Definitionen als praktische Arbeitsinhalte. Die Unterschiede in der Projektdurchführung, die zu Erfolg oder Misserfolg führen, liegen fast nie in der Auswahl von Methode, Definition oder Verfahren, sondern fast ausschließlich im „Vergessen“ eines oder mehrerer entscheidenden Einflussfaktoren auf das Projekt – wobei „Vergessen“ hier auch als Synonym für Unterschätzen, Überschätzen, Missachten, Interessenkonflikt oder vieles andere mehr stehen kann.

Und es gibt so gut wie keine nachhaltige Ausbildung, um genau dieses „Vergessen“ zu umgehen, auch wenn viele PM-Ansätze dies suggerieren. Nach wie vor spielen Fleiss, Engagement, Lebenserfahrung, Um- und Weitsicht, menschliche Stärke und Reife sowie auch eine gehörige Portion Glück, im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben, eine entscheidende Rolle.

Was heißt „Stalldienst“?

Die Beantwortung der Frage erfordert zunächst die Beschreibung der Rahmenbedingungen. In unserem Falle stehen die Pferde in einem Offenstall, haben ständig Zugang zu Wasser und Heu und erhalten bei Bedarf zusätzliches Kraftfutter.

Was sind nun die wesentlichen Elemente des Stalldienstes nach unserem Verständnis?

Aller Anfang ist, beim Betreten des Geländes, sich einen ersten groben Überblick über den Zustand der Pferde und des Geländes zu verschaffen.

  • SInd alle Pferde da?
  • Sind alle Pferde augenscheinlich i.O.?
  • Sind Zaun, Unterstand, Tore, Raufen etc. i.O.?

Hierbei handelt es sich um Dinge, die man auf den ersten Blick grob überschauen kann. Auftretenden Unregelmäßigkeiten geht man sofort nach, je nachdem, was es ist, die Reihenfolge natürlich nach Gefährdungsgrad für Mensch und Tier, normalerweise ist beim Betreten des Geländes niemand weiter auf dem Gelände, so dass man sich in Ruhe um die Pferde kümmern kann, falls krankhafte Auffälligkeiten bestehen.

Nach den ersten Aktivitäten beim Betreten des Geländes gibt es für die weiteren Dinge Prioritäten. Erste Priorität hat die Versorgung mit Wasser und Futter. Zu beachten ist, dass es manchmal notwendig ist, Wasser mehrfach am Tag zu kontrollieren – was bedeutet, dass der Stalldienst bei Bedarf über den ganzen Tag hinweg abgesichert sein muß. Heu wird nach Bedarf aufgefüllt, gefüttert wird nach Futterplan. Bei mehrfacher Fütterung ist abzusichern, dass zwischen den Fütterungsintervallen ausreichende Abstände sind. Ebenfalls erste Priorität haben alle medizinischen Versorgungen der Pferde, sei es die Verabreichung von Medikamenten oder die Versorgung von Verletzungen,  Angussverbänden oder sonstigen Dingen.

In zweiter Priorität stehen alle Dinge, die der allgemeinen Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit dienen und regelmäßig notwendige Arbeiten umfassen. Am Bekanntesten ist sicher das Abäppeln, was regelmäßig durchzuführen ist, um z.B. Verwurmung oder Vergailung vorzubeugen. In der allgemeinen Sicht steht diese Tätigkeit ganz weit vorn in der Prioritätenliste, was aber nicht zwingend so sein muß. Im Zweifelsfalle kann man darauf verzichten, was allerdings zur Folge hat, das nachfolgende Stalldienste entsprechende Mehrarbeit zu leisten haben. Wichtiger in dieser Prioritätenkategorie ist die planmäßige oder vorbeugende Instandhaltung aller Einrichtungen, die auf dem Gelände zu Pferdehaltung und -betreuung notwendig sind. Der Koppelzaun zählt als wichtigste Sicherheitsausstattung auf dem Gelände und dient dem Schutz der Pferde und der Menschen, die den Hof besuchen. Daher ist dieser vorbeugend zu kontrollieren, um Kurzschlüsse, Pfostenbrüche, Lücken oder nicht befestigte Seile zu erkennen und bei Bedarf zu reparieren. Alle Gegenstände, die in Reichweite der Pferde sind, müssen so kontrolliert und instand gehalten werden, dass keine Verletzungen der Pferde möglich sind. Dies betrifft die Raufen, den Unterstand und die Wasserbehälter. Natürlich müssen auch die Anbinder geprüft werden, bevor die Pferde daran angebunden werden sollen. Sollte eine akzeptable Reparatur während des Stalldienstes nicht möglich sein, ist die Information über die festgestellten Mängel weiterzugeben.

Die dritte Prioritätenstufe umfasst folgende Aufgaben: Kontrolle der anderen Einrichtungen auf dem Hof, unter anderem der Bauwagen, des Außenzaunes, der Beleuchtungseinrichtungen und aller anderen baulichen Anlagen. Nicht zu vergessen: ab und an ist auch der Müll zu beseitigen, das eine oder andere aufzuräumen etc. Eine überquellende Mülltonne am Eingangstor ist keine gute Visitenkarte.

Wie man sieht, besteht ein Stalldienst nicht nur aus dem leidigen Abäppeln, obwohl das mit Abstand die zeitaufwendigste und anstrengendste Tätigkeit ist. In der Prioritätenliste ist sie zwar nicht ganz vorn, aber dennoch die am meisten diskutierte Aufgabe. Es ist ärgerlich, wenn diese Arbeit nur bei einigen wenigen hängenbleibt, weil viele sich davor drücken. Allerdings gibt es tatsächlich viel wichtigere Stalldienstaufgaben.

Am Ende des Tages kommt es darauf an, den Hof „ordnungsgemäß“ zu verlassen. Dazu zählen vor dem Abschließen aller Bauwagen/Räume und dem Anschalten Koppelstromzaunes die Überprüfung des Wasserstandes sowie das Auf- und Wegräumen aller Reitutensilien, Werkzeuge und sonstiger Dinge.

Endlich – ein Krämer für Berlin!

Hallo Fans, hallo Reiterinnen und Reiter, liebe Gemeinde der Abschwitzdecken- und Bunt-Gamaschen-Fetischisten, hallo an alle Tages-Zeit-Gerten-Experten!

Nun ist es soweit, einer der beiden größten Reitsportartikel-Filialisten (-Franchiser) eröffnet einen Shop in Berlin, wie immer günstig per Autobahn zu erreichen – die meisten Pferde fahren nunmal nicht mit der Eisenbahn.

Mit einem riesigen Aufwand, siehe auch Eröffnungs-Pressemitteilung , die schon Klasse verrät, werden die neuen alten Kunden angelockt, die bisher auf den Versand angewiesen waren.

Was passiert denn nun mit der aktuellen Reitsportladenszene, die ja in Berlin durch einige wenige große (und nicht immer ganz preiswerte) Läden und viele kleinere, von enthusiastischen Inhabern geführte Shops geprägt ist?

Sagen wir es mal wie ein Anwalt: Es kommt darauf an! Sicher wird es den meisten Läden nicht allzusehr schaden. Die Online-Konkurrenz ist ja ohnehin da und die Krämers und Lösdaus bestimmen den Markttrend seit Jahren deutlich mit. Andererseits sind beide, und dies wird auch den Laden bei Berlin betreffen, nicht die Billigdiscounter, so daß der Kampf in Nischen für alle nach wie vor offen ist. Darüberhinaus darf man nicht die Ausdehnung in die Fläche vergessen, gerade in Berlin muß man mitunter Fahrzeiten von mehr als einer Stunde pro Strecke einplanen. Nicht jeder wird sich deswegen immer sofort ins Auto setzen.

Aber: Wettbewerb belebt, das ist immer so, die etablierten Geschäfte mit ihren gefestigten Nischen, Ausrichtungen und Spezialitäten werden ihr praktiziertes Profil überprüfen und anpassen müssen, um im Wettbewerb nebeneinander ihr existenzsicherndes Alleinstellungsmerkmal zu sichern und zu stärken. Für manche wird die Suche nach eben diesem auch USP genannten Merkmal gerade erst beginnen.

Was fehlt denn in Berlin? Zum Beispiel ein spezialisierter Herren-Reit-Ausstatter? Zum Beispiel ein Spezialist für preiswerte Reitplatzausstattung? Die Fragen seien einfach in den Raum geworfen, ohne gleich die Antwort geben zu wollen.

Man wird sehen, wie sich die Szene entwickelt – fest steht, die bestehenden Strukturen haben ihre Berechtigung, es passiert hoffentlich keine Monopolisierung und alle, die etablierten und die neuen Anbieter am Berliner Markt, können vernünftig  wirtschaften.

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